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Samstag, 14. Oktober 2017

Vom Gleichen und Verschiedenen in der Entartung

Entgegengesetzte Entartungszustände führen oft zu gleichen oder doch zu sehr ähnlichen Symptomen. Eine Parallele bietet sich z. B. bei der Beziehung von Masse und Energie: es sind zwei in ihren Eigenschaften entgegengesetzte Erscheinungsformen ein und derselben Sache. Masse, definiert durch Trägheit, setzt der Bewegung Widerstand entgegen; Energie ist definierbar als das Bewegende; also völlig entgegengesetzte Eigenschaften. 

Tatsächlich vermehrt man dort, wo man die Energie vermehrt, aber auch die Masse. Beschleunigt man einen Körper immer mehr, so wird er schließlich durch die zugeführte Bewegungsenergie immer schwerer, bis keine Beschleunigung mehr möglich ist. Die Energie wird im Extremfall wieder als Masse spürbar.

So ähnlich könnte es auch bei den Symptomen entarteter menschlicher Kulturen sein. Man darf nur zunächst nicht vergessen, daß gleiche Symptome auf entgegengesetztem Wege zustande kommen. Im zyklisch entarteten System kommt es zur Fixierung und Erstarrung, weil man das nicht fixierbare Geistige zum greifbaren Objekt macht; im linear entarteten System geschieht dasselbe, weil an nur für wahr hält, was als fixiertes Objekt faßbar ist.

Interessant, und gerade zur Zeit gut beobachtbar ist, wie einerseits die übertriebene Hinwendung zum nicht objektivierbaren Geistigen zum Aberglauben führt, anderseits aber auch die übertriebene Verehrung des rational Begreifbaren und Objektivierbaren. Ich hörte einen bekannten Physiker sagen, der Bau von Kernkraftwerken schaffe Arbeitsplätze (Ob er das Gesetz von der Erhaltung der Energie vergessen hatte?) 

Und einen andern berühmten Physiker und Systemforscher hörte ich sagen, man könne hochradioaktive Abfälle notfalls unbedenklich in Bohrlöcher tief im Meer versenken und schnelle Brüter könne man in Grönland bauen. (Ob in seiner Systemtheorie nicht vorkam, daß in einem System wie der Erde kleine Ursachen große Wirkung haben können?) Diesen Physikern muß ihre Wissenschaft zu einer Art Glauben geworden sein, den sie nicht mehr verstanden.

Zu beachten ist auch noch, daß ein entartetes System, wenn es sich verändert, vielmehr die Tendenz hat, in den entgegengesetzten Entartungszustand zu verfallen, als sich auf das Gleichgewicht einzupendeln. Es sieht so aus, als ob sich so etwas in Europa abgespielt hat.


Waltraud Wagner in "Zeit - das Fortschreitende oder die Ordnung?"





*041017*