Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 18. November 2017

Hatte Hitler in allem Recht? - Die Versuchung des Funktionierens (6)

Teil 6) Die Versuchung des Funktionierens 
Deutschland ist das Resultat der Versuchung zur Stärke



Bei den hier dargestellten Texten handelt es sich im Wesentlichen um eine freie Übertragung des Kommentars, der dem am Ende der Ausführungen folgenden Film unterlegt ist. Er ist eine Darstellung - oder eine angebliche Darstellung - der Wirtschaftspolitik des Dritten Reiches, wie sie ab 1933 implementiert wurde. Wir werden immer wieder im Text, aber vor allem am Ende einen Kommentar geben, der zeigt, daß es sich hier um eine verblüffende Vorwegnahme vieler auch heute üblicher oder für gut geheißener Maßnahmen ist, die aber als prinzipiell falsch gelten müssen. Warum? Eben NICHT, weil einzelne Maßnahmen falsch sind. Sondern weil sie von einem Staatsverständnis ausgehen, in dem der Staat sich seine Volkswirtschaft MACHT. Dieses Problem heutiger Politik ist also keineswegs neuesten Datums, es hat sich seit der Renaissance mehr und mehr aufgebaut. Wo die Sichtweise eines Volkes, eines Staates ALS MECHANISMUS, ALS MASCHINE entwickelt wurde. Und hier widerspricht auch die Politik radikal der katholischen Soziallehre, wird zur Äquivokation: Man verwendet (auch heute) oft deckungsgleiche inhaltliche Aussagen, sieht aber jedes Mittel als gerechtfertigt, um den Effekt zu erreichen. Es ist also eine totalitäre Utopie. Und die lehnt der Katholizismus radikal ab.

***

Der allen diesen Texten der vergangenen Tage vorangestellte Kommentar faßt bereits das Wesentliche an der Kritik der Wirtschaftspolitik des Nationalsozialismus zusammen. Aber er zeigt zugleich etwas auf, das keineswegs dem Hitlerismus vorbehalten bleibt. Denn er zeigt, daß das Prinzip der Politik bis heute dasselbe geblieben ist, oder diese Vorgangsweise wieder aufgegriffen hat. Und dabei ist, unter universalistischen Motiven - man denke nur an die Mär von "übergreifenden Problemen, die nur gemeinsam gelöst werden können" - der Welt einen Zentralismus überzustülpen, der mit fatalen Versuchungselementen arbeitet. 

Denn wer begrüßte nicht die erklärten Ziele, wer wollte nicht eine Weltrettung, Wohlstand für alle, prosperierende Wirtschaft, wer nicht einen Arbeitsplatz? Wer wollte nicht, daß es seinem Land gut geht? Aber die Verführung liegt genau hier. Indem das Wesentliche menschlichen Selbstvollzugs - und zu dem gehört Arbeit - von seiner Grundlegung losgerissen wird. Ja, vom Sinn der Welt und des Menschen getrennt, zu einem Ziel für sich gemacht wird. 

Wohlstand eines Volkes ist aber nur die Folge des sittlichen Selbstvollzugs des Lebens in eben diesem Volk. Er setzt also beim Einzelnen und seiner Freiheit an. Ohne diese Freiheit (die es nur in Wahrheit wohlgemerkt gibt) verliert aller Wohlstand seinen Sinn, wird zum tierischen Tun. Die Folgen solcher Politik, die die Effekte eines solchen Selbstvollzuges diesem selbst vorzieht, ja den Selbstvollzug als waches Interagieren, Kommunizieren mit dem Begegnenden den Gesamteffekten entsprechend "adaptiert", sind eine immer weitergehende Entsittlichung der Menschen. Nein, man muß es beim Namen nennen: Man kauft den Menschen ihre Freiheit ab, macht sie zu Sklaven, indem man sie überredet, ihre Freiheit dafür aufzugeben. Bis in die Bildungspolitik hinein geschieht das heute nicht weniger als zu Zeiten des Nationalsozialismus. Wo die Bildung zur Übernahme einer Bewältigungstechnik wird, die dem Gesamteffekt zu dienen hat.

Damit wird das Individuum aus dem Sinngefüge seines Lebens gerissen. Seine Freiheit beschränkt sich salopp formuliert auf die Wahlfreiheit zwischen Cola und Pepsi. Der Staat begreift sich nur noch als Ablaufoptimierungsingenieur von wirtschaftlichen Prozessen. Nicht von ungefähr fordern gerade die dezidiert liberalen Parteien den Staat als "Servicestelle" zu sehen und ihn entsprechend umzubauen. Er soll schwach sein, damit sich das Kapital in "freiem Wettbewerb" entfalten kann. So wird angeblich allen zugleich gedient, denn "der Markt" regelt angeblich alles.

Das tut er nicht. Das tut er in keinem Fall. Denn der Kapitalismus dieser liberalen Prägung ist nur die Fortführung eines metaphysisch-heidnischen Konzepts der Welt als Ort des Kampfes zwischen Hell und Dunkel, zwischen Abstoßung und Anziehung, zwischen Gravitation und Beschleunigung. Er steht in einer Linie mit dem Konzept des Darwinismus (und dem ihm entsprechenden Hegelianismus), in dem sich das Gute (als das Beste) von selbst einstellt, und zwar unausweichlich und durch die "List der Vernunft" (Hegel) in jedem Fall. 

Aber das ist falsch. Es ist genauso falsch wie das politische Konzept, das Hitler nicht weniger verfolgte als es heutige Politik verfolgt. Das sich die Aufgabe sieht, den Fortschritt seines Volkes "zu machen". Die Vorgaben zu liefern, denen sich dann alle zu fügen, die die Menschen einfach zu erfüllen haben. Dafür garantiert sie auch den materiellen Wohlstand aller, garantiert die Teilnahme an Konsum und Wohlgefühl, und erklärt alle zu Feinden, die diesen Prozeß stören könnten. Sie erklärt damit die Freiheit zum Feind. Indem das Gemeinwohl zum materiellen Wohlgehaben erklärt wird. 

Doch Gemeinwohl meint etwas ganz anderes. Es meint, daß sich jeder Einzelne zu seiner Freiheit erheben können muß, und daß die Politik diese seine Freiheit zu schützen habe. Freiheit (in Wahrheit, die für Freiheit unerläßlich ist) muß deshalb auch das höchste Gut in einem Land sein. Nicht die Effekte daraus, und auch nicht die Gefahr, die sehr realistische Gefahr, daß der Einzelne diese Freiheit mißachte, mißbraucht, und "Böses" oder "Falsches" gut. Der Staat hat nur dann einzugreifen, wenn dieses individuelle Böse die Freiheit des Nächsten bedroht oder vernichtet. Und er hat es in Subsidiarität zu tun, das heißt, er hat alle untergeordneten Mechanismen und sozialen Institutionen zu respektieren, die sich auf unteren Ebenen dieses Problems annehmen. 

Ein solcherart verstandener Staat darf also gar nicht ein Gewaltmonopol so absolut und universal verstehen, daß es die Gewalt untergeordneter sozialer, gesellschaftlicher Kreise einschränkt. Damit nimmt er dem immer gestuften sozialen Aufbau eines Landes die Möglichkeit, sich dem Naturrecht gemäß (also dem gemäß, wozu der Mensch angelegt ist, und das zielt auf Freiheit und Wahrheit ab) zu entwickeln und wirft den Einzelnen in die Isolation. Sie zerstört so das individuelle Verantwortungsbewußtsein und raubt dem Einzelnen jede schöpferische Kraft. Diese werden dafür vom zentralistisch agierenden Staat an sich gerissen und durch Gesetzesregelungen bis ins Einzelne (und in zunehmendem, bald ausuferndem Maß) bestimmt. Die gewachsene, immer im nächsten Umfeld verwurzelte wie zu verwurzelnde Identität wird damit durch eine zweitwirkliche, nur noch in expliziten Bewußtseinsvorgängen vorhandene neue "Identität" ersetzt.


Morgen Teil 7) Ob sich aber Hitlers Politik von der der Gegenwart 
überhaupt unterscheidet? Worin? 
- Und: Das Video







*211017*