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Donnerstag, 2. November 2017

In der Hölle brennt es real

Ein sehr hörenswerter Vortrag von Prälat Wilhelm Imkamp zur Frage, ob und wie konkret das Feuer der Hölle zu verstehen ist. Und Imkamp läßt keinen Zweifel aufkommen: Indem er darauf verweist, daß das Wesen des Katholischen insoweit die Konkretion ist als das Katholische selbst, die Inkarnation, die reale Fleischwerdung Gottes, die größte Konkretion darstellt und auf die Erde als Ort der Heiligung verweist. So ist auch der Heilsweg konkret und nicht als fromme, rein spirituelle Lehre zu verstehen. Das Konkrete ist es auch, was unser Leben bestimmt. Wir essen, trinken, leben konkret, nicht spirituell. Selbst wo wir uns in Vorstellungen bewegen tun wir es nur, weil wir uns auf Konkretes beziehen können. Genau so konkret ist das Feuer der Hölle zu verstehen, es ist keine Metapher. 

Was es tut können wir als "Aperitiv" bei jedem Akt des Verbrennens (etwa an einer Kerzenflamme) erfahren. Nur ist das Feuer der Hölle noch wesentlich stärker, und Teil einer Strafe der Sinne. (Der die Strafe des Verlusts der Gottesschau zur Seite steht, die jedem Menschen damit Glück und Freude nimmt, also in unvorstellbarer Verzweiflung besteht.) Sie zieht sich über die Sinne in die Seele. Das Feuer der Hölle ist aber ewig, es vergeht nicht, und es verbraucht keinen Brennstoff. Es verbrennt also nicht "etwas", sondern es kommt aus Gott selbst, es hat keine zeitliche Abfolge. Es leuchtet nicht, sondern es ist dunkel. (Es gibt glaubwürdige Höllenvisionen, die allesamt von der vollkommenen Dunkelheit der Hölle berichten.) Seine Wirksamkeit (auf uns) geht auf unsere Beziehung zum Feuer zurück.

Nach dem Tod steht der Mensch in einer von drei Möglichkeiten: Himmel, Hölle, und Fegefeuer. Diese Möglichkeiten sind ewiger Dimension. Wäre es nicht so, würde die Freiheit des Menschen geleugnet weil bedeutungslos. Denn Freiheit heißt auch, da der Mensch sie mißbrauchen kann. In dieser Frage ist deshalb auch die Frage um das Verhältnis von Leib und Seele enthalten. Denn jedes körperliche Leid wird von uns auch als seelisches Leid durchgesteckt, das erleben wir schon zu Lebzeiten. 

Es ist ja durchaus interessant, daß wir uns Leiden leichter vorstellen können als ewige Glückseligkeit. Aber es zeigt, daß große Anstrengung nötig ist, um diesen Himmel zu erlangen, daß der Himmel in gewisser Weise dem irdischen Dasein nicht - noch nicht - entspricht. Wir haben deshalb die Tendenz, den Himmel zu verniedlichen, zu verirdischen (wie es der Islam tut.) Der Mensch muß also in den Geist hinein gehoben werden, sich heben lassen, frei und willentlich.  Und dazu muß er ausbrennen lassen, was noch nicht im Licht steht, noch nicht ins Licht gehoben ist. 

Das irdische Leben ist also eine Art Fegefeuer, und wir erleben ja auch seelisch ganz konkret, wenn wir vor der Wahrheit stehen (etwa wenn wir "aufgedeckt" werden), wie es fühlbar in uns brennt. Etwas, das wir auch in der Katharsis des Theaters erfahren, wo Irrtümer, Fehlhandlungen auf ihre Konsequenz geführt im Nacherleben des Zuschauers "brennen", und über den Einbruch des Wahren (Angekündigt im dramaturgischen Moment der Peripetie) zur Wahrheit selbst führen. Oder, als letzte Konsequenz der Unbelehrbaren - ins Verderben, in die Hoffnungslosigkeit. 

Kriterium für den Himmel ist dabei die willentliche Entscheidung. Hindernis sind objektive Ausschließungsmomente, das heißt: konkrete, schwere Sünden, die sogenannten Todsünden. Sie sind objektive, konkrete Ausschließungsgründe. 

Anders ist es also bei der Hölle, von der wir weit mehr sagen können als vom Himmel. Aber in der Frage nach dem Jenseits ist das entscheidende Moment für das irdische Leben enthalten, das von dort her seine Ausrichtung erhält - so, oder so. Nur im Hinblick auf diesen Sinn aber wird auch unser Leben konkret. Wir lenken es mit jeder Handlung, mit jeder Entscheidung in diese oder in jene Richtung. Ein Drittes gibt es nicht. Beide Möglichkeiten, beide Ziele sind nicht miteinander vereinbar, sie verhalten sich also nicht "dialektisch", sondern sie sind absolut, und stehen in unvereinbarem und widerstrebendem Gegensatz.








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