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Sonntag, 26. August 2007

Wundersame Geldvermehrung

Es gibt den weitverbreiteten Spruch, daß Geld nie vernichtet werden könne, sondern nur den Besitzer wechsele.

Die gesamt volkswirtschaftliche Rechnung zeigt aber, daß dem so nicht ist. Sehr wohl wird Geld vermehrt oder vernichtet. Nicht beliebig vermehrt kann jene Geldmenge werden, die auf menschlicher Leistung beruht. In direktester Form also der eigentliche Inhalt dieser Vereinbarung - Geld ist ein Leistungsversprechen, dessen Wert darauf beruht, daß einer dem anderen vertraut, diese Leistung zu erbringen - ausdrückt.

Jeder Kredit aber baut auf solche zukünftige Leistung, ist also zum Zeitpunkt der Vergabe (nur durch die jetzige Hoffnung bedecktes) Vertrauen auf zukünftige Bedeckung durch realen Wert. Nun ist es ja längst nicht mehr so, daß Kreditvolumina ausschließlich durch "Einlagenweiterverleihung" (wie es uns in den Volksschulen seinerzeit noch gelehrt wurde) - also reales Geld - bedeckt sind.

Vielmehr haben auch längst alle Banken durch eigene Investitionstätigkeiten "Hoffnungsvermögen" geschaffen. Durch die Aufgabe der Goldbedeckung 1971 und Ende der 90er Jahre ist es vielmehr so, daß der Staat das umlaufende Geld durch keinen Realwert mehr bedecken muß. (Selbst wenn der Goldwert relativ ist, so ist er relativ noch der stabilste materielle Wert der Welt, an den zu allen Zeiten geglaubt wird, wenn auch mit Schwankungen - nach dem Weltkrieg war der Preis für eine Seite Speck rasch mal ein Ehering, der Jahre zuvor noch dutzende solcher Speckseiten wert gewesen war.)

Darauf beruhen ja Überlegungen, daß der wahre Goldpreis Potential zur Vervielfachung enthält.

Für die Bank bedeutet ein vergebener Kredit (der zwar vom Kreditnehmer ausgegeben wird, das ist richtig, aber er wirkt ab dem Moment voll, wo er in Umlauf kommt) Aktiva, je nach Bonität des Schuldners. Das heißt, sie kann auf Vermögen hinweisen und dieses Vermögen wird wiederum beliehen. Durch Anleihen etc., die jeweils wieder auf Zukunftserwartungen hin finanziert werden. Die Bank nimmt also selbst wiederum Kredite auf, die neuerlich an weitere Kreditnehmer vergeben werden können. (Was man mit den von einer Regierung über die Nationalbank festgeschriebene, dem Bankenwesen interne Kreditzinsen zu steuern vermag.) Aber nachdem die real umlaufende Geldmenge (mangels beliebiger Menschenvermehrung) begrenzt ist, wird zunehmend das Vertrauen und die Hoffnung auf Zukunft beliehen, Schulden zunehmend nur noch mit Schulden getilgt, die wiederum auf Hoffnung hin aufgenommen werden. Mit solchen Rechten kann wiederum gehandelt werden. Das funktioniert solange alle an die erhofften Wachstums- und Ertragsraten glauben.

Solch ein System funktioniert aber mittelfristig nur mit "Systemoffenheit" ... solange die Wachstumshoffnungen noch irgendwie motivierbar sind und damit der Wert von Krediten glaubhaft ist. Sei es durch "Osterweiterung" der EU, durch Globalisierung (die auf die Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung der Staaten bezogen ist) oder durch Exploration des Mondes, des Mars ...

Das Schlimmste, was solch einem System passieren kann, ist neben dem Verlust des Vertrauens, daß es stabil bleibt, die reale Tilgung von Schulden - sei es durch Rückzahlung, sei es durch die Notwendigkeit, Kredite als uneinbringlich abzuschreiben. Damit wird ganz real auch Geld (das im zweiten und per Hebel im dritten Kreislauf siehe oben im Umlauf war) vernichtet, es existiert nicht mehr.

Selbstverständlich betrifft dies auch den Aktienmarkt, der bei großen Kursrückgängen gesamtwirtschaftlich gefährliche Geldverknappung (= mangelnde Nachfrage) bedeuten kann. Wo es also keineswegs immer einen Gewinner geben muß - wenn ich etwas besitze, das nichts mehr wert ist, weil es nicht veräußerbar ist, ihm kein realer Leistungswert mehr gegenübersteht, ist es wertlos.

Je "geistiger" eine solche Leistung ist, je mehr sie zum Beispiel einen Dienstleistungsfaktor betrifft, der sich wiederum auf reale Werte beruft (simples Beispiel: Ein Computerproduzent kauft Graphikleistung für Werbung für ein Produkt, das sich nicht verkauft und geht, weil er vermeintlich reich ist und an dem überbewerteten Unternehmen gut verdient, wöchentlich zur Maniküre), desto anfälliger ist es auch. Das hat das "Platzen der Internetblase" Ende der 90er Jahre gezeigt. Eine Blase aus aufgeblasenen Unternehmenswerten und darauf basierenden Krediten, die auf überzogenen Erwartungen in deren realisierbare Wertschöpfung beruhte.





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