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Samstag, 29. März 2008

Geschichte einer Rache

Ein reicher Mühlenbesitzer, soweit gut verheiratet, lernte 1926 bei einer Geschäftsreise nach München einen Mann kennen, mit dem er sich nach angenehm verbrachtem Abend einließ, auf ein Zimmer zu gehen. Nicht nur das, tauschten die beiden auch nachher noch einige Zeit Briefe, bis der Münchner Freund begann, den reichen Müller, der das Verhältnis beenden wollte, zu erpressen: Er würde an Frau und Öffentlichkeit herantreten und seine geheimen Neigungen bekanntmachen. Der Skandal würde den Mann, der in der Provinz lebte, ruinieren. Der Freund aus München führte sich hingegen als regelmäßiger Familiengast ein.

Der Müller ließ sich also einschüchtern, und zahlte - so lange, bis er auf diese Weise dahingelangt vor dem Ruin stand. Seine Ehe ging unter der andauernden psychischen Belastung - neben der materiellen Situation - ebenfalls in die Brüche. Der Mann verlor also Frau, Kinder und Vermögen. Schließlich wurde auch noch seine vorgebliche homoerotische Neigung auf dem Gerüchtewege bekannt, sodaß er auch sein gesamtes soziales Umfeld verlor, denn man hielt ihn für einen Schurken, der um seiner Leidenschaft willen Familie und Vermögen verspielt hatte.

Da verabredete sich der Müller mit dem Münchner Freund in einem Hotel unter der Ankündigung, nach all den Turbulenzen einen Neuanfang auch in der Liebe setzen zu wollen, nun habe er ja nichts mehr zu verlieren. Dazu gehörte es auch, daß sie sich zuvor noch gemeinsam photographieren ließen.

Im gemieteten Hotelzimmer zog allerdings der Mühlenbesitzer eine Pistole, und erschoß sich auf eine genau überlegte Weise, sodaß der Selbstmord als Mord erscheinen mußte. Der Münchner wurde auch tatsächlich für den Mörder gehalten, und vom Gericht (1929) zum Tode verurteilt.

L. Lenz, "Erinnerungen eines Sexualdoktors"




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