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Sonntag, 13. April 2008

Mühl's Totalitarismus is everywhere - Enthüllungen? Aktuell.

(Titelverlinkung: Schlothauer - Die Diktatur der freien Sexualität)

Er hat sein ganzes Buch ins Netz gestellt - jener ehemalige Mühl-Kommunarde, der ausstieg, ehe der Kommune im Friedrichshof, ja bald ganz Europa offiziell das Licht ausgeblasen wurde. Der darin beschreibt, wie es denn gewesen ist, und wie schwer es war, anschließend wieder in ein halbwegs "normales" Leben zurückzufinden. Es ist lesenswert.

Das Erschreckende an diesem Buch aber ist gar nicht so sehr, was er dort alles erlebt hat. Das Erschreckende ist, wie sehr sich diese Methoden des Totalitarismus, der Depersonalisierung auf Theorien stützen, die das heutige Denken der Menschen weitgehend als normal, gängig und wahr empfindet. Wie sie plötzlich in Fortbildungsseminaren auftauchen. Und sei es als "method acting" für Schauspieler.

Die Enthüllungen des Mannes waren also vermutlich weniger als er selber dachte: weder so schockierend noch entlarvend. Und das mag für ihn selbst die Enttäuschung gewesen sein: daß das, was er fühlte, erlebte, daß da etwas Prinzipielles nicht stimmte, nach heutigen Begriffen sich auf ein paar herausgegriffene Delikte beschränkt. Ja so vieles als übliche Ansicht gilt, solange man nicht bestimmte Grenzen überschreitet. Er selber aber, das spürt man hinter jeder Zeile seines Manuskripts, leidet darunter, das was ihm widerfahren ist auf ein paar signifikante, doch noch als Delikte gesehene Untaten beschränken zu müssen.

Wer die Mechanismen und theoretischen Hintergründe der Mühl-Bewegung weiß, daß es weit mehr ist - daß es ein Angriff auf das Personsein ist. Wer sie auch theoretisch kennt, der weiß wie sehr sie in allgemeine Sichtweisen eingebettet sind, die in den 68er Jahren einen so bedeutenden Verbreitungsschub erhalten hatten. Wobei man im Grunde nur dem Stand des "theoretischen Diskurses" gefolgt war, der schreckt sich nicht an allen möglichen Schilderungen von Sexualität und Mißbrauch. Man schreckt sich, wie sehr wir uns nicht nur an solche Dinge längst gewöhnt haben, sondern wie diese Methoden und Sichtweisen das Leben beherrschen. Freilich nie (mehr) so plakativ wie Mühl das machte. Aber das sind nur graduelle Unterschiede. Noch immer gibt es viele, die wohl meinen, daß dies und das nicht in Ordnung gewesen war, aber ansonsten ... So wie viele meinen, daß nur die Praxis des Kommunismus schlecht gewesen, die Theorie aber nach wie vor ideal sei.

Deprogrammierung aus Geprägtheiten, Sichtweisen der Freiheit als Entpersönlichung, ein Personsbegriff der den Menschen ins Nichts neutralisiert, Denunziation der Vergangenheit, Relativierung und Auflösung der Geschlechteridentitäten und der Familie, Vergemeinung statt Selbststand - das sind nur einige der heute Allgemeingut gewordenen fatalen Anschauungen und Irrtümer, meist noch dazu mit dem Mantel der "Wissenschaftlichkeit", in jedem Fall dem der Moralität verhängt.

Denn die Diktatur der Moralität ist nur ein Indiz für die Feststellung, daß unsere Welt sich zur Hölle einer Sekte entwickelt.

Das, was die Mühl-Bewegung kennzeichnete, und wo jemand, der sie erlebt hat, sogar eher ein unzuverlässiger Zeuge ist, der gar nicht viel an Erhellungskraft mitbringt, ist leider heute nur wenigen wirklich ein Begriff. Wird leider nur von wenigen so durchschaut, daß nicht die prinzipiellen Weichenstellungen erkannt, sondern nur manche Auswüchse abgelehnt werden. So, wie man es bei Sekten noch rascher bereit ist, eher dumpf als bewußt zu bewerten.

Und dazu braucht es den Hintergrund des abendländischen Menschenbildes.

(Im übrigen habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, daß - aus der Bekämpfung von Scientology in Deutschland heraus - der Deutsche Bundesverfassungsschutz in seinen Spitzenleuten diese Hintergründe in ganz erstaunlichem Ausmaß hat. Worunter Schlothauer, aber jeder, der solche Formen totalitären Mißbrauchs, solcher Persönlichkeitsverletzung und Schizoidität erlebt hat, so litt und leidet, ist symptomatisch für sämtliche solcher Opfer: daß sie nur so selten jemanden finden, der versteht, was sie überhaupt erlitten haben, sodaß sie sich inmitten der Welt nicht einmal sicher sein können, ob das, was sie "wissen" wirklich ist. Eine der schrecklichsten menschlichen Erfahrungen.)





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