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Mittwoch, 10. September 2008

Vererbte Todeswahrscheinlichkeit

Der österreichische Genforscher Markus Hengstschläger, Mitglied des päpstlichen Rates der Wissenschaft, in einem Interview:

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Was passiert beim Altern?
Grundsätzlich ist das Altern die Anhäufung von Fehlern – im Sinne von Schädigungen in Zellen und deren Erbgut. Diese Fehler können von außen ausgelöst werden, aber auch von innen. Bei jeder Zellteilung passieren Fehler im molekularen Mechanismus, die sich im Laufe des Lebens anhäufen: Die Zelle funktioniert nicht mehr wie vorher. Knochen werden porös, Haare dünn, Haut wird faltig. Und dann kommen die für das Altern typischen Erkrankungen – Krebs sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie sind überwiegend Konsequenzen des zellulären Alterns.

Sie beschäftigen sich mit der Frage, warum wir überhaupt sterben.
Darwins Theorie beruht darauf, dass bei der Fortpflanzung immer wieder Fehler passieren. Solche Mutationen im Erbgut können von Vorteil sein, dann tragen sie zum Fortschritt der Evolution bei. Sie können aber auch von Nachteil sein. Nachkommen, die ein weniger vorteilhaftes Rüstzeug haben, werden von der Evolution ausgeschaltet. Man nennt das "Survival of the fittest". Die Generation, die sich fortgepflanzt hat, hat keinen Druck mehr, nicht älter zu werden und zu sterben. Es gibt aber auch Tiere, die sich nicht sexuell fortpflanzen und nicht altern. Die Hydra, ein Nesseltier, ist so ein Beispiel. Ihre Nachkommen sind allesamt Klone und haben daher keine Varianten. Wenn sich die Umwelt ändert, können sie nur darauf reagieren, indem sie sich zwischendurch wieder sexuell fortpflanzen – was sie auch können.

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Wie würde das Gehirn auf Unendlichkeit reagieren?
Grundsätzlich kann man immer dazulernen. Das Gehirn ist aber eine Struktur mit endlichen Verschaltungen. Wahrscheinlich würde man im Fall der Unendlichkeit etwas vergessen müssen oder Prioritäten setzen, um dazulernen zu können. (Anm.: Es läßt sich neurobiologisch zeigen, daß es zu Synapsenbildungen kommt, die unter dem Blickwinkel der "Abstraktion" deutlich Sinn machen.) Dann stellen sich sofort die Fragen: Was vergisst man? In welchem Alter würde man körperlich stecken bleiben wollen? Und wäre es irgendwann nicht furchtbar langweilig, weil man alles schon gesehen und getan hat? Daher glaube ich, daß der Mensch gar nicht unendlich werden will. (Anm.: Seltsam, daß der Mensch bzw. Lebewesen genau den Telos des Evolutionsprinzips nicht wollen soll?) Es gibt nämlich so viele Dinge, die unser Leben maßgeblich prägen, die in der Unendlichkeit bedeutungslos werden: Man würde ein Versprechen nie brechen, auch wenn man es nie einlöst. Alles löst sich auf. Auch die Generationen. Der Mensch ist geistig für die Unendlichkeit nicht ausgerüstet. Heißt: Es entstünde wieder eine durchschnittliche Lebenserwartung, weil die Leute zum Beispiel Selbstmord begehen würden.





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