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Samstag, 29. November 2008

Ars semper reformanda

Künstlerische Freiheit bemißt sich nicht an moralischen, normativen Inhalten, sondern ihr Maß ergibt sich aus der Fähigkeit, Distanz zu in (privat-gesellschaftliche) Figur geronnene Haltungen zu wahren. Denn die Tendenz zur Konventionalisierung hat keine inhaltlichen Grenzen, sondern verhält sich maßgeblich relativ zum vorherrschenden, ressentimentbildenden gesellschaftlich-kulturalen Sukkus.

Es ist heute zu beobachten, daß künstlerische Qualität an bestimmten Haltungen und Normen festgemacht wird. Dabei wird übersehen, daß in dem Moment, wo die notwendig künstlerische Rebellion (das, was man eigentlich mit "links" bezeichnet) zu politischen Inhalten gerinnt, sich mit dem Marxismus verschwistert, lediglich eine Konvention durch die andere ersetzt wird.

Gerade die Avantgarde von heute zeichnet sich damit sehr häufig durch ein Maß an Konventionalität aus, das beeindruckend ist. Denn auch wenn manche es nicht glauben wollen: Spießbürgerlichkeit kennzeichnet sich gerade durch die Tendenz zur Masse, durch Konventionalisierung der Rebellion aus.

Umgekehrt ist die künstlerische Rebellion eine Haltung der Reform, eine Gegenwehr gegen Historisierung, und insofern immer Seins-, Wesens- und Substanzbezogen. "Ars semper reformanda!" Also muß sie in Zeiten des Verfalls "konservativ" sein.





*291108*