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Dienstag, 11. November 2008

Gewitter um Bismarck

Bismarck in einem Brief an seinen Vater:

"Als wir in See kamen, fing es heftig zu regnen an, und etwa drei Meilen von der Insel Wangeroog liefen wir auf eine Sandbank fest, so daß wir die Nacht über liegen bleiben mußten, um die Fluth abzuwarten. Während der Zeit überfiel uns das tollste Gewitter, welches ich je gesehn habe; zum Glück ganz ohne Wind, aber wohl zwei Stunden mit wenig unterbrochnem Donner und Blitz. Ich war mit Herrn von Friesen aus Rammelburg und dem Capitain allein auf dem Verdeck, als ein betäubender Schlag, mit Donner und Blitz ganz zugleich fiel; Friesen und ich taumelten auseinander, und jeder dachte von dem Anderen, er brennte; der Strahl hatte einige Schritte von uns den Kettenkasten getroffen, und an der aushängenden Kette seinen Weg ins Wasser genommen.

In derselben Minute erfolgten noch drei ähnliche Schläge in der unmittelbarsten Nähe des Schiffes, so daß die ganze See um uns her aufbrauste. Einige Damen wurden ohnmächtig, andre weinten, und die Stille in der Herrencajüte wurde nur durch das laute Beten eines Bremer Kaufmanns unterbrochen, der mir vorher viel mehr auf seine Weste als auf seinen Gott zu geben schien. Als ich mich nach dem Schlage, der das Schiff traf, mit der Frage an den Capitain wandte, wo der Blitz wohl sitzen möchte, war dieser Mann gänzlich außer Stande zu antworten; er war blaublaß im Gesicht, die Lippen bebten ihm wie im Fieberfrost, und er war fast ohne Besinnung.

Ich hätte wohl sehen mögen, was für Commando er hätte geben können, wenn das Schiff etwa in Brand gerathen wäre; gegen mich gerieth er in eine abergläubische Aufregung, die er erst späterhin zu äußern im Stande war, weil ich zur Beruhigung der alten Gräfin K., die im größten Schreck an die Tür stürzte, einige Scherze über den Donner machte. Übrigens stand unsere Partie wirklich sehr schlecht ... Das Gebet des Bremer Herrn rettete uns diesmal noch. Dienstag früh kamen wir hier an."




*111108*