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Donnerstag, 23. April 2009

Prophezeiung als Gradmesser

Vorhersagen, die eintreffen, sind der sicherste Beweis (diesen könnte man in der Tat wissenschaftlich nennen) für die Richtigkeit von Annahmen, noch mehr aber: für die Kenntnis der Materie, für die Zutreffendheit der Perspektive, des Lichts, unter dem eine Sache angeschaut wird.

Was also denkt sich der moderne Mensch, wenn er Tocqueville liest, oder Burke (beide publizierten vor zweihundert Jahren), oder Kelly (vor fünfzig Jahren), um nur einige wenige von so vielen zu nennen, deren Schriften wirken, als seien sie gestern verfaßt worden und hätten keine Vorhersage, sondern eine Zustandsbeschreibung geliefert.

Das Wahre steht dem geschichtlichen Geschehen immer quer, jenes wird von Antrieben bewegt, die erst bei richtiger Abstraktion erkennbar werden. Und diese Antriebe sind immer die gleichen, seit es den Menschen gibt.

Das Versagen der modernen, schon gar der populären Ansichten über Welt und Mensch wird deshalb am erschreckendsten deutlich, wenn man das Versagen der Vorhersagen ansieht. Auch an der Hysterie, mit der die Gegenwart versucht wird zu steuern, weil die Zukunft damit ins Okkulte sinkt.




*230409*