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Freitag, 10. Juli 2009

Nicht einmal mehr die Liebe

Max Weber nennt es "Disziplinierung", Georg F. Jünger Folge der Technisierung - beide meinen dasselbe: weil sich für gewünschte Effekte - technische Siege, hier wie da, in denen "persönliche Ehre" nichts mehr zählte - das arbeitsteilige Aufgehen des Einzelnen in der Ausübung abgezirkelter Funktionen als überlegen erwies, begann ab dem Mittelalter jeder Lebensbereich zu zerfallen.

Was zuerst war? Militär, wo der Ritter nicht mehr gebraucht wurde, weil hoffnungslos der Phalanx, aber auch den modernen Waffen unterlegen war? Es gab sogar Bestrebungen, die Armbrust zu verbieten. Aber die Schweizer, die hier revolutionär wirkten, waren gar nicht durch ihre neuen Waffen überlegen. Sie waren es durch ihre neue, technisierte Kampfweise, die auf Ehrbegriffe und Rittertum - die Ziele waren gewichtiger als das, was sie dafür aushebeln mußten - pfiff. Damit waren sie in ganz Europa gefragte Leute.

Oder die Wirtschaft, die zur Industrie revolutionierte und den Proletarier schuf, der ohne Bezug zu einem Endprodukt seine abstrakte Arbeitskraft verkaufte? Aufbauend auf einer Güterverteilung, auf einer Verkehrswirtschaft, die als alles überdeckende "Maschine(rie)" der kleinen Einheit ihren Takt vorgab, und damit die Metamaschine schuf, die bald alles, bis ins Kleinste hinein, zu "takten" begann.

Heute ist es wohl der gesamte zwischenmenschliche Bereich, der technisiert ist. Nicht einmal mehr die Liebe hat schöpferischen Freiraum.

Nicht einmal mehr die Liebe.




*100709*