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Dienstag, 14. Juli 2009

Und keinen interessiert's ...

Die Prognosen eines 15jährigen Praktikanten bei Morgan & Stanley (Investment-Bankhaus, London) machen derzeit die medialen Runden. Der Bursche sagt wohl einfach, was er sich denkt, und so daneben dürfte er damit nicht liegen, denn die Frage liegt ja nahe: ein System, in welchem jeder von jedem etwas will (wie: Twitter, Facebook etc.), Zwischenmenschlichkeit zur Nützlichkeit ("Netzwerke") wird, kann - neben der menschlichen Tragik - nicht funktionieren. (Ich habe noch kein Netzwerk gesehen, in dem nicht hier Geber sind, meist jene mit den höchsten, unrealistischesten Erwartungen, und dort: Nehmer, meist nur die besseren Bluffer.) Die Grundfrage bleibt ja, wer sich für einen wirklich interessieren soll, außer Marktforschungsinstitute und Leute mit vielen "Geschäftsideen."

Aber hinter der Verzweckung der Zwischenmenschlichkeit steckt noch etwas ganz anderes: die Methode der Stärkeren, die Schwächeren zur Auflösung ihrer Persönlichkeit zu bewegen, um sie so, wie die Spinne, aussaugen zu können. Und die Gegenmethode der Schwachen, durch Entwertung des Gestalthaften weiter betrügen zu können. Da sollte man sich auch von Jubelmeldungen wie im KURIER über den angeblichen Börsenwert von Facebook nicht irritieren lassen. Auch vor der bisher größten Internetblase vor sieben Jahren waren die Erwartungen ins Uferlose aufgeblasen worden. Zweihundert Millionen Nutzer hat Facebook angeblich. Berichten zufolge sind 95 Prozent inaktiv, bei BLOGs (einer ähnlichen Überschätzung der letzten Jahre) noch mehr.

"[...] Dem Nachwuchsanalysten zufolge ist etwa das noch weitgehend fehlende Geschäftsmodell des Online-Kurznachrichten-Dienstes Twitter zum Scheitern verurteilt. Zwar würden die Konsumenten von morgen immer mehr Medien nutzen als bislang. Die Bereitschaft, dafür zu bezahlen, nehme hingegen ab. Twitter per Mobiltelefon zu nutzen sei zu teuer und die User würden erkennen, dass ihre Profile weitgehend unbeachtet blieben. Dies führe sie zu der Erkenntnis, dass ihre "Tweets" sinnlos sind. "Teenager nutzen Twitter nicht", schreibt Robson. Tatsächlich hat die noch relativ junge Plattform bereits mit einem Nutzerschwund zu kämpfen (pressetext berichtete).

Werbung nervt die User nach den Erkenntnissen des Teenagers auch online, das herkömmliche Fernsehen stoße zunehmend auf Ablehnung und werbefreies Musikhören im Internet erhalte gegenüber dem traditionellen Radio den Vorzug. Geld geben die jungen Verbraucher vorzugsweise für Kino- und Konzertbesuche wie auch Spielkonsolen aus, deren Möglichkeiten zur Online-Kommunikation attraktiver seien als das Telefon. Für die nur allzu umfangreiche Berichterstattung von Printmedien mit seitenweise Informationen bleibe außerdem zu wenig Zeit. Teenager würden nicht regelmäßig Zeitung lesen, sondern Zusammenfassungen im Internet oder im Fernsehen bevorzugen.




*140709*