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Donnerstag, 9. Juli 2009

Utilitarismus kennt keine Person

Weber stellt "Stand" und "Klasse", im Begriffspaar "Stand : Markt" noch deutlicher, gegenüber: als einerseits "idealistisch", anderseits "ökonomistisch" geprägt. "Stand ist immer markthemmend."

Anders als in der reinen Ökonomisierung der zwischenmenschlichen Beziehungen, kennt nur der Stand einen über den Utilitarismus hinausgehenden Ethos. Den Weber als "Ehre" bezeichnet. "Der Markt kennt kein Ansehen der Person; sachliche Interessen beherrschen ihn. Er weiß nichts von Ehre. Die ständische Ordnung bedeutet gerade umgekehrt: Gliederung nach Ehre und ständischer Lebensführung und ist als solcher in der Wurzel bedroht, wenn [sie zugunsten einer utilitaristischen Marktordnung, die womöglich noch über der "Superadditum" ERFOLG überwertet ist, erliegt.]" Wobei "Ehre" natürlich ein "sozialer Wert" ist, Stellung wie Wertschätzung in einer Gemeinschaft ausdrückt.

Viele ständische Anforderungen und Sittlichkeitsgebote widersprechen zudem jenen Verhaltensweisen, die ein "freier Markt" aber erfordert - zum Beispiel das Feilschen, das in der Antike wie im Mittelalter vielfach als Makel galt.

Anders als politisch verkündet, sieht Weber in den Klassen (vereinfacht formuliert: einer gruppenbezogenen Definition und Monopolisierung von Marktchancen) KEIN Gemeinsames. Vielmehr sieht Weber gerade im Unterschiedlichen das Gemeinsame: Was diese Klassen vereint lebt gerade aus den Unterschieden, wie dem Markt: ihm unterworfen zu sein, seinen Bedingungen, der darauf bezogenen Rechtslage, der Definition und Stellung von Eigentum.

Den wirklichen und unvereinbaren Gegensatz sieht Weber also in einer ständischen hier - einer marktdominierten kapitalistischen gesellschaftlichen Ordnung dort. Das "Treibmittel" ist hier soziale Ehre innerhalb des Standes - dort materieller und zählbarer Erfolg. Nicht zufällig ist (weltweit) zu beobachten, daß die höchsten Stände jede auf Erwerb abzielende Tätigkeit als unehrenhaft verpönen.

Weber sieht historisch dabei eine Korrespondenz mit wirtschaftlichen Entwicklungen: wo immer es zu rasanten ökonomischen Umwälzungen kam, wurde eine ständische Gesellschaftsgliederung von "Klassenbildungen" verdrängt - verlangsamte sich eine solche Entwicklung, schob sich der Begriff der "sozialen Ehre" wieder in den Vordergrund.




*090709*