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Freitag, 27. November 2009

Meinungskampfschrift, nicht mehr: Abiogenese

Dann IST Leben also nur "Essen, Verdauen, Stoffwechsel, Informationsaufnahme" ...? Der 10minütige (auf den ersten Blick: beeindruckende) Beitrag (bis ich - aus manchem bereits mißtrauisch geworden - dessen rein chemisch-biologische Stichhaltigkeit, auch in Details absichernder Anfrage bei Fachwissenschaftlern - spezieller Dank an Reinhard Junker! - überprüft habe) definiert es so: er zeigt, wie aus rein organischen, chemischen Vorgängen diese selbst zur "Illusion" führen, chemische Prozesse wären nur eine andere Sichtweise von "Leben". Entstanden aus bloßen Temperaturwechseln, die zu chemischen Prozessen führten, die komplexere Molekularstrukturen "schufen", aus Erwärmen und Abkühlen ...

Um diese These zu untermauern, geht der Beitrag übrigens weit: er gibt sogar zu, daß die bisher oft so hartnäckig behauptete These, daß es dem Forscher Stanley Miller 1953 gelungen wäre, auf chemisch-physikalische Art und Weise -  Blitze in einer Lösung, die der "Ursuppe" entsprechen muß - Eiweiße zu erzeugen, die (bei etwas Phantasie) Lebensbausteine wären, nicht der Wahrheit entspricht. Miller HAT NIE brauchbare Eiweiße erzeugt. (Das haben ja Gegner des Evolutionismus immer behauptet.) Das wußte er natürlich auch selber, aber der Film unten gibt auch zu, daß eben der prinzipielle Weg falsch war: es war eine Sackgasse, weil der zum Aufbau von (aus langkettigen Aminosäuren bestehenden) Proteinen durch die Miller'schen Annahmen und Prozeduren genau verhindert wird.

Daß der Film, der die (angeblichen) Forschungsergebnisse des heutigen Nobelpreisträgers Jack Szostak "populär verständlich" aufbereitet, nur auf den simplen Kreationismus der Amerikaner eingeht, ist ein anderes Problem, das wir hier gar nicht streifen wollen und nicht müssen.

Denn der Kern der Gegenargumentation liegt ganz woanders. Er liegt zum einen auf der Ebene des "Epiphänomens" - daß also "Leben" nur durch mangelnde Vorstellungskraft nicht als rein chemischer Prozeß gesehen wird, als schlichtweg andere Sicht der immer gleichen Sache also: so wie für den einen Bootslack ein Dicht- und Schutzstoff ist, für den anderen: Dekor.

Dieses Argument ist nicht neu. Es ist bekannt aus der Diskussion, was denn Bewußtsein sei - auch nur ein chemischer Prozeß der Eiweißzellen des Gehirns?

Auf diese materialistische Resignation, die sogar "menschliche Größe" zitiert, beruft sich dieser Filmbeitrag. Unabhängig vom Zirkelschluß, den das Argument der "Epiphänomenologie" bedeutet (Literaturhinweis: Pöltner "Evolutionäre Erkenntnistheorie"), das auszuführen hier aber den Raum sprengen würde, und in Häppchen ohnehin laufend passiert oder schon geschehen ist.

Als naturwissenschaftlicher Kern aber fällt etwas anderes auf, das man bei genauer Betrachtung des Films zwar ahnt, aber erst bei einer gewissen Kenntnis der Thematik und vor allem der Auseinandersetzung als typisch erkennt. Und für bisher ausnahmslos JEDEN "Beweis" für Leben als rein mechanisch-chemischen Prozeß gilt: Auch dieser Filmbeitrag, der emotional noch dazu mit Beethovens Neunter effektvoll spielt, alleine das ein Vorgehen, das auf andere Absichten schließen läßt als auf sachliche Explikation - Wissenschaft DARF gar nicht mit Gefühlen spielen - mogelt sich auf höchst unlautere Weise an den wirklichen Fragestellungen völlig vorbei!

Weder stimmen die Fragestellungen, noch sind die herbeizitierten zu widerlegenden Männer und Fakten die wirklich maßgebenden, noch stimmen die höchst generös gehandhabten, sich in Wahrheit bewußt schwammig haltenden, vorgeblich beweisen sollenden, in Wahrheit aber voreingenommen machen sollenden bloßen "chemischen Fakten"! Ein erster Blick auf die wirkliche naturwissenschaftliche Faktenlage macht das klar, ja zeigt sogar, daß sich diese "Beweisführung" seit vielen Jahren als Teilmythos, als "Sekte", entwickelt hat. Umso vollmundiger tönen die (darunter: inhaltlich leeren) Behauptungen, schaffen dafür den fumus ... eines Weltenmythos. Das war ja wohl auch die Absicht.

Und das alles noch völlig unabhängig von der Tatsache, daß kein lebendiger Mechanismus, keine lebendige Einheit mehrerer Zellen in der Natur bekannt ist, die keine zentrale Steuerung besitzt! Wo also etwas ihn ordnet und koordiniert, ihn auch als Ganzes, und auf eigene Weise, mit der Umwelt kommunizieren läßt, das über alle chemischen Prozesse hinaus auf ein "etwas Seiendes" hinweist, das das Sein von simplen mechanisch-chemischen Einzelvorgängen qualitativ um eine Dimension übersteigt.

Der Film ist also eine einzige Behauptung, die weit mehr als einem erst bewußt sein mag die Phantasie anregen soll, an ein Welterklärungsmodell zu glauben ... indem zum Numinosum eines Mythos überredet werden soll, bis zur Sollbruchstelle: "Selbst wenn nicht alles erklärbar ist, es stimmt ..."

Auf eine Art, die die Unmöglichkeit für die meisten, sich mit den wissenschaftlichen Fakten überhaupt so intensiv auseinanderzusetzen, weil man im Alltag steckt, ausnützt, um politisches Kleingeld im Meinungskampf zu münzen, um Stimmung zu machen. Weshalb man eindeutig von Unredlichkeit sprechen muß. Deren einzige Absicht ist, jene zu stärken, die - Ihnen, mir - schon morgen an der nächsten Straßenecke begegnen, in der Kantine plaudern, oder den Off-Text von Universum schreiben, und verkünden: "Wissenschaftlich ist bewiesen, daß ..."

Und damit auf Menschen treffen, die - wie Sie, wie ich - nicht ständig in der Lage sind, sich über jedes naturwissenschaftliche Detail am laufenden zu halten, und dann so etwas hören und sich sagen: hm, stimmt das also nicht, was ich vor Jahren eingehend geprüft, beurteilt, und als Erkenntnis verankert habe?

Warum macht man das, und wer?! Warum wird ständig versucht, aggressiv (denn: Unredlichkeit ist eine Form der Aggression) Meinungen zu bilden, zu verändern, zu beeinflussen? Ziehen Sie selbst die Schlüsse - ein eigenes Kapitel, das von Welt, Identität, Selbstvollzug und Todesangst handelt. Seriöse Wissenschaft, die bereit ist, nichts als die Wahrheit zu suchen und zu akzeptieren, arbeitet in jedem Fall anders.





*271109*