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Donnerstag, 17. Dezember 2009

Nolentem trahunt.

Während die alten Epen - und man muß gar nicht so weit, also bis Homer zum Beispiel, zurückgreifen - die Charaktere aus den Handlungen erklärten, ist im heutigen, im zeitgemäßen Roman Handlung und Charakter weitgehend, wenn nicht völlig, auseinandergefallen.

Denn der heutige Mensch handelt gar nicht mehr - die Dinge geschehen vielmehr, anstelle einer Handlung bleibt bestenfalls noch eine irgendwie etwas auslösende Tat, ja oft sucht sich die Wirklichkeit als "Seinsspannung" kräftiger ihren Weg als der Mensch im Entschluß. "Fata volentem ducunt, nolentem trahunt." - Dem der nicht will, den zieht das Schicksal. Den Wollenden führt es.

Deshalb würde ein Geschehen, eine Handlung, den Charakter eines Menschen heute gar nicht mehr ausreichend darstellen können. Deshalb muß mit feinsten Instrumenten jene oft schon fast ganz verborgene Handlung gesucht werden, die die eigentliche Handlung ist ... ein Verhalten zur Handlung oft mehr, als Handlung eines Menschen, soweit er sich überhaupt besitzt.




*171209*