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Mittwoch, 27. Januar 2010

Mythen - und nicht Ratio

Es wirkt wie das Lüften eines Schleiers, vergleicht man die heutigen Ideologien und Moralismen mit uralten Menschheitsmythen und -vorstellungen, auch in allen historischen Formen und Entwicklungen.

Von Genderproblematik und Feminismus über Homosexualität, Transvestitentum, und es lohnte wohl genau zu suchen, man fände wohl alle heutigen Themen, von denen wir überzeugt sind, daß sie Ausfluß wissenschaftlichen Denkens sind, also: rationale Handlungsnotwendigkeiten, nicht ... Weltvorstellungen entsprungen.

Waren es nicht Hilfsmythen, wie im Matriarchat: die Erklärung der (unnatürlichen, nachträglichen) Entmännlichung (die im übrigen ethnologisch nachweisbar überall Männlichkeits- und Machismo-Riten evoziert, ja diese sind nachgerade Merkmal des Mutterrechts) durch ungeschlechtliche Vermehrung einerseits, durch Ur- und Selbstzeugung aus Materie.

So waren es Riten, die Urzustände (Gänsefüßchen) - die die Vorstellungen von der Androgynie (ebenfalls mutterrechtlich) wiederherstellen sollten. Wie transvestitische Kulthandlungen belegen. Oder Päderastie - auch sie war ursprünglich eine Kulthandlung.

Speziell die Vorstellungen der Androgynie (beide Geschlechter in einem Menschen vereint) sind bemerkenswert, weil sie jenes Geschlecht mit der Erbschuld beladen, welches das "ganze" Menschsein durch Sünde (in den Menschheitsmythen sind es fast immer geschlechtliche Akte! - in manchen afrikanischen Sprachen ist zum Beispiel das Wort für Vagina und Frucht ... gleich) zerrissen zu haben, und hierin den Manichäismus - die Leibfeindlichkeit - in reinster Form aufbereiten. Noch die Quietismus-, Schwärmer-, Erweckungsbewegungen (die historisch, übrigens, aus dem bulgarischen Raum nach Europa kommen) sehen die Erbsündenvorstellungen in direktem Zusammenhang mit Sexualität. Die Wiederherstellung der Unsterblichkeit durch Heilung und Wiederherstellung der Ganzheit erfolgt durch Betonen der gegengeschlechtlichen Züge, oder durch Abtöten des Sexualität überhaupt.

Der Philosoph Martin Heidegger meint einmal, daß nur die allerwenigsten Menschen überhaupt ... sprächen, dächten, sich in der Kommunikation Sein enthüllten. Fast alle Menschen hielten sich nur auf der Ebene von ... Gewäsch, Geschwätz ... auf.

Befaßt man sich mit den alten Menschheitsmythen, so muß man unwillkürlich schmunzeln: als lebten sie heute mehr denn je, als wären alle diese widersprüchlichsten Thesen und Theorien nur Ausfaltungen uralter Vorstellungen von der Natur der Welt und Schöpfung.

Josef L. Seifert meint übrigens, sicher zu Recht, daß es auffällig ist, und mit den evolutionistischen Vorstellungen (von einem vorbewußten Zustand) zusammenhängt, wie sehr frühere Menschen geistig unterschätzt werden. Tatsache aber ist, daß aus der Beobachtung alleine hohe Geistigkeit (und, im übrigen, eine Uroffenbarung) veranschlagt werden muß, um solche Mythen - die wie alle Thesen nicht deduktiv "irgendwie" entstehen, sondern apriorisch - zu schaffen.

Tatsache ist, daß wir es heute mit einer Unmenge an Vorstellungsbildern und Mythen zu tun haben - nicht mit wissenschaftlichen Thesen, die Wissenschaft wird immer uneigentlicher und geschwätzhafter. Und in diesem Rahmen mit Dämonien ungeahnten Ausmaßes.

Aber es scheint evident, daß sämtliche der heutigen Thesen, Weltanschauungen, Weltverbesserungsideen und Zukunftshoffnungen nicht rationalen Notwendigkeiten folgen, wie behauptet, sondern lediglich andere Gesichter der immer gleichen menschlichen Gestimmtheiten darüber sind, wie die Wirklichkeit aussieht, welche inneren Strukturen sie hat, und zugleich: wie der Mensch, in seinen weltlichen Unfreiheiten, diese Einsichten und Wahrheiten verändert, verbiegt und verfälscht.

Nicht die heutigen "Wissenschaftserkenntnisse" sind harte Fakten - und nicht sie erklären die Mythen, sondern die Mythen als Erzählungen über die wirklichen Fakten der Wirklichkeit beleuchten und ernähren sie.




*270110*