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Montag, 25. Januar 2010

Prominenzerschaffung

Die Kriterien des Berichteten haften mit der Zeit dem ursprünglich unbestimmten, nur von seinen Entstehungsbedingungen und seiner Tradition gekennzeichneten Medium selbst an. Das Medium wird wie sein Berichtetes, das Berichtete selbst gleicht sich im Gegenzug dem Medium an. - Ioan Hollender, Direktor der Wiener Staatsoper, im KURIER-Interview:

Sie haben oft die Kulturberichterstattung im ORF kritisiert. Dass das neue Society-Magazin "Chili'" so viel Aufmerksamkeit bekommt, kann ja nicht in Ihrem Sinn sein.
Es ist jedoch erstaunlich, dass der ORF dies nötig hat. Zum Thema Aufmerksamkeit im Fernsehen möchte ich noch einen Spruch des Philosophen Liessmann zitieren: 
Früher war im Fernsehen, wer prominent war; heute ist prominent, wer im Fernsehen ist.

Man könnte Opern ja auch in Kinos oder Stadien übertragen?
Der Marxismus hat das anfangs propagiert: Wir bringen die Kunst zum Volk, spielen Oper in den Fabriken und Theater bei den Bauern. Das ist der falsche Weg - und eine verachtende Sichtweise der Menschen, denen man nicht zubilligt, dort hinzukommen, wo andere hinkommen, um Kunst zu besten Bedingungen zu erleben. Immerhin war das noch eine unmittelbare Darbietung, während Oper im Kino Konserve ist. 

Sie wurden von vier Koalitionen bestellt bzw. verlängert. Ihr Geheimnis?
Die Politik jeder Farbkombination ist froh, wenn sie keine Probleme mit der Staatsoper hat, wenn es keinen medialen Wirbel gibt und man wirtschaftlich gut auskommt. Mehr braucht man nicht, weil Interesse für das, was hier passiert, hat keiner der Politiker. Derartiges Desinteresse gegenüber allem, was Kunst ist, wie es bei der derzeitigen Regierung vorhanden ist, habe ich allerdings noch nie erlebt. 




*250110*