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Mittwoch, 21. April 2010

Das antiautoritäre Konzil

"Die Reformation steht am antiautoritären Beginn der bürgerlichen Gesellschaft. Fügen wir hinzu: Das Konzil (Vaticanum II, Anm.) gehört in die Endphase ihrer Herrschaft. Die reformatorische Wendung zur Sprache (im Umschichten der Liturgie, ja ihrer Heilsvermittlung, durch Reduktion und Substituierung des Ritus durch Wort, Anm.) hatte damals eine ganz andere - nämlich antiautoritär befreiende - Wirkung, als sie es in der gegenwärtigen Situation haben kann, in der die "Öffentlichkeit einen Zustand erreicht hat, in dem unentrinnbar der Gedanke zur Ware oder die Sprache zu deren Anpreisung wird." (Zitat H. Marcuse, Anm.)

Das rührt an ein Grundproblem der Persönlichkeitsbildung. Versprachlichung signalisiert grundsätzlich (und das heißt: in allen Kulturen) ein zwiespältiges Verhältnis zur Freiheit der Subjekte (ihrer Freiheit gegenüber subjektvernichtenden objektiven Verhältnissen). Versprachlichung ist nicht nur Freiheitsgewinn (in der Verfügung über die einsozialisierte Lebensführung) sondern auch Beschränkung: Einpassung in ein bestimmtes Bewußtsein."

Alfred Lorenzer in "Das Konzil der Buchhalter - Die Zerstörung der Sinnlichkeit/Eine Religionskritik"
 
 
 
 
*210410*