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Dienstag, 13. April 2010

Vom Nutzen der Armut

Anfang der 1950er Jahre traf Graham Greene in Neapel den dort seinen Lebensabend verbringenden, ehemaligen deutschen Ulanenoffizier, Baron Schacht. Der völlig mittellos war, und hauptsächlich von Pasta und Kräutern, die er in den umliegenden Bergen sammelte, lebte. Und von den zahllosen Einladungen seiner noch zahlloseren Freunde, die er dort gewonnen hatte.

Jedes Jahr, zum Geburtstag des deutschen Kaisers, zwängte sich der längst aus allem Leim gegangene, vor Gesundheit aber strotzende Baron in seine alte Reiteruniform, und salutierte in vollem Wichs vor dem Bild seines ehemaligen Herren. "Es war damals alles so friedlich," meinte er.

Die Regierung Adenauer bekam Wind von seiner armseligen Existenz, und setzte ihm eine standesgemäße Gnadenrente aus.

Das war der Untergang des Barons. Denn er war ein großzügiger Mensch, und ab nun in der Lage, alle freizuhalten, weil endlich alles zurückzuzahlen, was er erhalten.

Nach wenigen Wochen erlag er, nach einem der zahllosen Trinkgelage zu denen er geladen hatte, einem Schlaganfall.




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