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Freitag, 21. Mai 2010

Kostenwahrheit

In seinem Schreiben zum Weihnachtsfest 1953 weist Papst Pius XII. auf einen Aspekt hin, der so unscheinbar und nebensächlich wirkt - den es aber in Zusammenhang mit den derzeitigen Wirtschafts-, vor allem aber Finanzturbulenzen unserer überschuldeten Staaten zu sehen lohnte.

Pius XII. schreibt da über die Auswirkungen der Technik auf den Menschen, und er kommt zu bemerkenswerten Schlüssen: Wenn nämlich die menschliche Arbeit zum Selbstzweck wird, man sie also lostrennt vom menschlichen Selbstvollzug, wenn die Technisierung der Abläufe den Menschen immer ausschließlicher als Funktion und Element in einem automatisierten Ablauf mißbraucht, vor allem aber, wenn dann auch die Freizeit herausgerissen aus einem Lebensrhythmus von Arbeit und Erholung wird, der Sonntag bestenfalls zu einem technisch verstandenen Regenerationsfaktor wird, den auch ein anderer Wochentag genausogut ersetzen könnte, dann verschleißt sich der Mensch auf eine Weise, die die sozialen Folgekosten (!) aus dem Zerreißen menschlicher seelischer Lebensgrundlagen zu einem kaum mehr leistbaren Faktor der Gesamtwirtschaft machen.

Und das ist wohl auch der Pfad, der das Geschehen weltweit auf eine ganz andere Art logisch macht und erhellt, der die Finanzprobleme weltweit losreißt aus den Mythen über einige wenige (sachlich leicht belegbar völlig überschätzten) Spekulanten und sonstigen bösen Menschen, die mit ihrer privatimen Gewinnsucht die Menschheit ruinieren - solchen Faktoren sind kaum mehr als zehn Prozent der Geldflüsse zuzurechnen.

Tatsache ist vielmehr, daß die durch unsere Lebensführung - und hier darf man durchaus das Wort "Sünde" in den Mund nehmen, denn Sünde meint tatsächlich Widernatürlichkeit, also einen Ablauf gegen eine vom Wesen der Dinge vorgesehene, ihnen also zuwiderlaufende Ordnung - verursachten Kosten nicht mehr zu tragen sind. Tatsache ist, daß es keinen pekuniären Weg gibt, der eine gesellschaftliche Struktur überrundet, quasi links überholt - nur gesunder gesellschaftliche Strukturen, nur Strukturen auf der Grundlage gesunder Familien (ganz traditionellen weil tatsächlich früher noch natürlichen Zuschnitts, um es beim Namen zu nennen) und Ehen, nur Arbeitsverhältnisse, die Arbeit noch als EINEN Faktor eines ganzheitlichen Lebensvollzugs sehen, ergeben auch gesunde Staatsfinanzen und sozial ausgleichende Potenz auch für eine gewisse Bedürftigkeit und "Außergewöhnlichkeit" von Lebensentwürfen.

Deshalb ist der Weg zur Gesundung von Staatsfinanzen ohne eine Rückkehr zu solcher Ordnung, ohne eine Streichung ideologisch motivierter Umverteilungen und Aufwandsverlagerungen, die noch dazu in so vielen Fällen gezielt eine neue Natur schaffen sollen, ohne eine damit mögliche Regeneration der im Lebensritus sich vollziehenden metaphorischen Weltbewältigung, der einzigen die den Menschen nicht verbraucht, völlig undenkbar. Es ist ein Weg zu wirklicher Kostenwahrheit, und hier ist der Begriff auch wieder in seiner Relation zur Gerechtigkeit rehabilitiert.



*210510*