Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 2. Juni 2010

Planloses Materialspiel

Wenn die Sprache (tautologisches) Abbild der Bezüge der Wirklichkeit ist, also deren Spiegelung, so ist sie selbst, ihrer eigenen Logik überlassen, vollständige Wiederholung der Welt.

Also ist Erkenntnis sogar reiner (ungestörter) möglich, wenn sie sich rein als Sprachkritik abspielt. Philosophie wird zur Sprachkritik, Denken zur bloßen Logik, Erkenntnis zur mathematischen Operation. Alle Sinndeutung ist sinnloses Muten ohne formal beweisbaren Wahrheitsgehalt.

In diesem Ansatz, wie sich unter anderem in Wittgenstein findet, liegt der Grund, warum dem Medium in der heutigen Kunst oft so große Bedeutung zugewandt wird: Daß die Wahrheit der bloßen Materialkämpfe mehr Wahrheit aussagt, als der Versuch, eine Wirklichkeit (in einer Erzählung) zu konstruieren, solange die semantische Logik gewahrt bleibt.

So, in etwa, die Grundlegung der "Planlosigkeit", des bloßen Materialspiels, wie sie als Strömung der Künste zu finden ist. Die damit aber dessen enträt, was an sich Wesen des Menschseins und allen menschlichen Handelns und Tuns ist - der Vernunft. Ja, in ihrem Ausschalten, nachgerade, die Erfüllung der Forderung nach Reinheit und Wahrheit sieht, ohne freilich das Wesentlichste, die Voraussetzung DIESER Materialität von "Vernunft" (nach neuer Definition) zu sehen: die Freiheit von Laster und Getriebenheit, im Umkehrschluß (und nicht als automatische Folgerung aus dem Fehlen des Lasters!) die vollkommene Tugendhaftigkeit.



*020610*