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Freitag, 4. Juni 2010

Wannen ein Bischof heilig wird

Nun könnte man meinen, daß an einem Satz wie "Die Bischöfe müssen danach trachten, heilig zu werden", oder: "Wir brauchen vor allem heiligmäßige Bischöfe!", in letzterer Formulierung hat es in diesen Tagen Klaus Küng öffentlich verkündet, nichts auszusetzen sei. Was könnte man sich mehr wünschen als - endlich!? - heiligmäßige Bischöfe?

Hätte es nicht Bischof Küng gesagt. Denn der ist bekanntlich Opus Dei-Mitglied. Und als solcher, und diese Behauptung läßt sich auch an seiner Diözesanführung belegen, unterliegt er exakt dem Problem, das das Opus Dei in der Praxis (!) so problematisch, ja häretisch macht. Indem deren Mitglieder so systematisch Heiligkeit phänomenologisieren, von der konkreten Lebensaufgabe trennen, als wäre nicht gerade diese ihr Weg, sondern umgekehrt, daß man von einem prinzipiellen Fehler sprechen muß. Denn so sind sie auf dem besten Weg, im Kleid des Protestantismus (bzw. Pelagianismus etc.) herauszukommen. Indem sie genau DAS Kreuz, das sie zu tragen hätten, ablehnen, und sich ein nettes anders suchen, das süßer schmeckt.

Wir müssen dazu nur den oben gemachten Satz um einen Halbsatz erweitern, dann haben wir anschaulicher, was gemeint ist. Wir müssen nur sagen: "Wir brauchen vor allem heiligmäßige Bischöfe! Dann müssen sie nicht mehr regieren und die Geister scheiden! Dann müssen sie nicht mehr die Strenge, Liebe - die ohne Gerechtigkeit undenkbar und lächerlich ist - und Klarheit der Bischöfe haben." Auch diese (auf den ersten Blick: abstruse) Behauptung hat uns Küng selbst unterfüttert, indem er meinte: "Dann müssen wir nicht über Strukturreformen nachdenken."

Es gibt keinen heiligmäßigen Bischof (oder Papst, oder Pfarrer), der schlecht regiert. Es gibt keinen heiligmäßigen Bischof, der zuläßt, daß seine eigenen Organisationen, in bischöflichem Auftrag, Häresien verkünden. Es gibt keinen heiligmäßigen Bischof, der zu Mißständen schweigt und sie nicht effizient zu bekämpfen sucht. Es gibt keinen heiligmäßigen Bischof, der die Gläubigen in den Liturgiemißständen im Stich und wildgewordenen, größenwahnsinnigen Pfarrern überläßt. Es gibt keinen heiligmäßigen Bischof, der Mißbräuche sexueller Art nicht ausreichend bekämpft. Es gibt keinen heiligmäßigen Bischof, der Religionslehrer mit kirchlicher Sendung entläßt, die offensichtlich und nachweislich häretische Lehren verkünden.

Es gibt nur Bischöfe, die scheitern, und deshalb zurücktreten. Die aber auch auf fette Pensionen verzichten, weil sie wissen, daß sie ihnen nicht zusteht, selbst wenn sie ihnen "zusteht", so wie ja allen alles heute zusteht. Dann können sie wieder Heiligmäßigkeit, eventuell, beanspruchen.

Wenn man den hiesigen Bischöfen überhaupt jemals wieder trauen wird, dann nicht mehr diesen, außer wenn sie (am besten geschlossen) zurücktreten. Dann bleibt wenigstens das Amt würdig. Und der Weg wird frei für jene, die das Kreuz des Amtes wirklich auf sich nehmen, und die Kirche so von innen heraus erneuern - indem sie das Herzblut wieder in alle Muskeln pumpen, und sei es noch so schwierig und schmerzhaft. Und die ihren Nachfolgern das Leben gleich mal erleichtern, indem sie all die vielen, von denen sie wissen, daß sie weg gehörten, mitnehmen. Und wenn sie endlich aufhören, das Kreuz, das sie verweigern, den Gläubigen abzuverlangen, oft genug durch den Zynismus, Vertiefung des Glaubens zu fordern, zugleich aber die Heilsmittel genau dazu zu verweigern.

Ein sauberer Schnitt, wie bei Pflanzen eher mit ein bissel zuviel als zuwenig Resektion. Das wäre mal ein Neubeginn! Das wäre mal eine Renaissance, auf derselben Grundlage wie jene, die das Mittelalter ablöste: auf dem Nährboden des Verzichts, der wahren, unmißverstandenen "Armut" des Heiligen Franz von Assisi.



*040610*