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Mittwoch, 4. August 2010

Gastarbeiteranwerbung

Ein interessanter Standpunkt - die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte in großem Stil, wie sie von 1953 bis 1973 von Deutschland aus in ganz Europa (und Nordafrika) stattgefunden hat, ist nicht in erster Linie aus wirtschafts- und arbeitskräftepolitischer Hinsicht geschehen. Vielmehr war es eine außenpolitische Trumpfkarte Deutschlands, wo sie indirekt mit Geld politische Wogen und Ressentiments glätteten, sprich: Wohlwollen kauften.

Die gesellschaftspolitischen Auswirkungen waren keineswegs auf die Probleme beschränkt, die eine so starke Erhöhung des Ausländeranteils mit sich brachten. Die sind fast marginal zu nennen angesichts der Tatsache, daß auf diese Art eine stärkere Ausrichtung der deutschen Wirtschaft auf technikinduziertes, also qualitatives, produktivitätsorientiertes - nicht "bruttoinlandsprodukt-"orientiertes, also mengenmäßiges - Wachstum verhindert wurde!
 
Eine ähnliche Ansicht vertritt unter anderem Heike Knortz in ihrem Buch "Diplomatische Tauschgeschäfte", das sich auf zahlreiche bislang noch nicht aufgearbeitete diplomatische Papiere des Deutschen Kanzler- und Außenamtes bezieht. Und wo sie die Rolle der angeworbenen Gastarbeiter im Rahmen deutscher Diplomatie untersucht.

In jedem Fall scheint festzustehen, daß die Anwerbung und Aufnahme zehn- und hunderttausender Gastarbeiter ein Instrument deutscher Außenpolitik mehr war, als wirtschaftspolitische Erfordernis, als welche es Linke gerne darstellen, das das Lohnniveau hierzulande drücken sollte. Denn das tat es bestenfalls bei niederqualifizierten Arbeiten, wo es eine Angleichung der Arbeits- und Sozialbedingungen an die allgemeine Gesellschaftsentwicklung und sogar eine technische Lösung mancher Fragen, die bis heute von Menschen erledigt werden (gerade im "niedrigen" Bereich) verhinderte.

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Was damit konkret gemeint ist? Ich will es an einem kleinen Beispiel illustrieren: Vor mittlerweile drei Jahrzehnten, als Broterwerb neben der künstlerischen Existenz, ist der VdZ selbst als Hilfsmonteur in Bau-Schwerstarbeit im europäischen Ausland tätig gewesen. Es war selbstverständlich, daß diese Arbeiten ohne große technische Ausstattung durchgeführt wurden, wir waren billig und willig und solcherart wurde uns auch alles zugemutet. Als der VdZ Jahre später selbst ein Bauunternehmen führte, entdeckte er zu seinem Erstaunen, daß in Österreich niemand diese Arbeiten zu von ihm selbst erlebten Bedingungen ausführte! Und wie selbstverständlich wurden in seinem Unternehmen deshalb technisch neue, andere, und durchaus innovative Wege beschritten, weil der Kostenrahmen ja quasi gleichblieb.

*040810*