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Samstag, 25. September 2010

Unser Leben, ein leerer Raum (2)

Fortsetzung von Teil 1) - Hat uns die technische Entwicklung wirklich "mehr" Dinge (leichter) ermöglicht? Oder werden uns nicht einfach andere Dinge unterjubelt?

Ist das, was aus den Fabrikationsstraßen kommt, wirklich noch ein Anzug? Ist es ein Kleidungsstück, das auch nur annähernd mit einem "Maßanzug", dem Urbild eines Anzugs, an dem sich jedes Fließbandstück messen muß und mißt, vergleichbar ist? Oder ist es gar keine wirkliche Ware mehr, sondern bloßer Schein, der gewisse Grundbedürfnisse befriedigt, die ein Kartoffelsack im Grunde (es ist nur leicht übertrieben) genauso befriedigen könnte? Haben wir nicht für diesen "Wohlstand", der den Namen vielleicht gar nicht verdient, einen extrem hohen Preis bezahlt. Wir haben die Dinge verloren?! Und ist es nicht das, was uns an allen Ecken und Enden auf den Kopf fällt?

Ist es nicht so, daß wir versucht haben, besser zu leben, und dabei verdrängt haben, was leben überhaupt ist? Haben wir nicht ein gigantisches "Bäumchen wechsle dich"-Spiel aufgezogen, getragen von der Vereinbarung zu einer riesigen Illusion, zu der alle schweigen - wo alle mehr und mehr nur noch so tun, als hätten sie jene Produkte, DERETWEGEN sie diese Entwirklichung der Welt, die um ihre Eigenschaften betrogen wird!, akzeptieren und vorantreiben - ohne sie damit überhaupt noch jemals zu "haben"?

Ist dann also, das alles bedacht und fortgesetzt, das Internet, die Cyberworld, die reine Illusionswelt, getragen von pausenlosem "Welt-Geschwätz" in Facebook etc. als "Universalidentität", als "Allgott", als "Pan-Theos", die sogar uns Menschen, unsere Identität nur noch in Wortwolken existent sein läßt, am Ende dieser Kette nicht das Allerlogischeste? Ist nicht dieses ständige "Stand-by"-Haltung, in der sich alles schon findet, das Indiz schlechtin? WANN BEGINNT mein LEBEN ENDLICH?!

Aber nicht nur das. Wir haben dafür auch akzeptiert, daß wir die Basis unseres Lebens - die reine Luft, das saubere Wasser, die Artenvielfalt der Welt, die Schönheit der Welt, die Schönheit der Künste, des Umgangs miteinander, alles einfach - dafür hergeben! FÜR SINNLOSES ZEUG, FÜR BLOSZEN SCHEIN HERGEBEN! Für wertlose Zweite-, Dritte-, Vierte-Wahl-Produkte.

(Hier schließt sich noch manch anderer Gedankenkreis, der in letzten Blog-Einträgen hier angeschnitten wurde, so zum Beispiel der über den "Mittelstand", der für sich gesehen unvollständig gewirkt haben mag: Hier wird rasch klar, warum die sprichwörtlich gewordene "Million" keineswegs "Mittelstand" bedeutet. Sie ist ein Scheinrang in einer Scheinwelt - nicht mehr.)

Demnach, und der VdZ neigt zu dieser Ansicht, hat sich rein gar nichts verbessert, und wer immer uns erklärt, daß die jährlichen Produktivitätssteigerungen es sind, auf denen unser ganzes Rentensystem, unser Sozialstaat als Meister des Vernebelns der wirklichen Vorgänge, einfach alle diese tollen Annehmlichkeiten beruhen, auch die wachsenden Schulden zu einem reinen Rechenspiel machen, und völlig unbedenklich sind, den sollten wir teeren, federn, und vor die Stadt setzen!

Es hat sich nichts verändert im Sinne von verbessert - die Dinge haben sich nur verschoben. Alles ist damit nur komplizierter geworden, komplexer, vor allem aber undurchschaubarer, scheinbar, ganz vorn, an den Kassenschaltern, nicht nämlich unten, in den Eingeweiden, in den wirklichen Vorgängen, die sich nach oben nur so und so ziseliert darstellen, als wären sie Dinge für sich.

Doch nichts, vielleicht wirklich gar nichts, ist besser geworden. Sondern alles, was etwas wert ist und war, wurde unerreichbarer oder schlechter. Oder glauben Sie allen Ernstes, daß selbst ein nebensächliches Produkt, wie eben ein Anzug vom Fließband, DASSELBE Ding ist wie ein Maßanzug? Dann probieren Sie einmal einen Maßanzug, von einem guten Schneider (der dasselbe verdient, wie vor zweihundert Jahren ...). Und Sie werden denselben Wohlstand erfahren, wie er vor zweihundert Jahren geherrscht hat. Vielleicht aber werden Sie gar wieder eine Ahnung davon bekommen, was es überhaupt heißt: LEBEN!

Nicht funktionieren, eingespannt in einer Maschinerie, deren Sinn allen abhanden gekommen ist, weil ihr Ziel unerreichbar ist. Und das wird uns in dem Maß klar, als die Ressourcen schwinden. Als es keinen Reserveraum mehr gibt - den wir nun schon im Weltall suchen. Rom hat bestens funktioniert. Solange es expandieren konnte. Als die Ressourcen aber begrenzt blieben, gab es nur noch eine kurze Periode unter Augustus. Dann wurde es so lange kompliziert, bis es krachte. Unser Wohlstandssystem war ausgerichtet auf einen fernen Punkt, wo die - immer wieder! - Lateralschäden (die Umwelt, die menschlichen Inhalte, die Schönheit) eines Tages wieder gutgemacht werden könnten, weil nun alles erreicht wäre. Glück. Gemeinwohl. Wohlstand.

Besitzen wir das alles aber wirklich? Haben wir nicht wie Kindergärtner dieser lächerlichen Betulichkeitspädagogik jedes scheinbar Erreichte für sich gestellt, und an die Wand gepinnt, wo es nun angstvoll behütet wird? Was haben wir denn wirklich erreicht?




*250910*