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Freitag, 17. Dezember 2010

Schwungvolles Fazit - II

Fortsetzung) Ayn Rand ist dennoch Künstlerin - ihre Philosophie gibt ihr nur Rückendeckung

Alleine von "Atlas shrugged" (dessen deutsche Übersetzung seit vielen Jahren vergriffen ist) werden in dieser Intention jährlich 350.000 Exemplare an Lehrer und Entscheidungsträger kostenlos versandt!  Denn sie beschreibt dort konzentriert sehr präzise jene Haltungen und Politik, die uns heute zum Verhängnis wurden, was in diesen Jahren ja so offen zu Tage tritt. Und das, obwohl das Buch schon 1957 erschienen ist!

Man muß diesen missionarisch-befeuerten Stimmen (die Amis schaffen es einfach nicht, von etwas überzeugt zu sein, ohne sofort die Welt ebenfalls dazu bekehren zu wollen, und sie verhalten sich wie Abstinenzler nach dem ersten Glas Whiskey) Unbehagen an unserer Zivilisation, jetzt, nach zwei Jahren Krise, nach so vielen Einbrüchen, und weiteren Gefahren, die über unseren Köpfen schweben, dann kann einem auch in Europa angst und bang werden.

Denn mehr und mehr fließt wieder Blut in den nie tot gewesenen Leib einer sozialistischen Utopie, die mit Schrecken beweist, daß es der Materialismus, der Kommunismus, geschafft hat, sich von seinen angerichteten Katastrophen nicht nur zu entschulden, sonder erneut so zu tun, als wäre er die schöne, neue Welt. Weil er gar nie dort war, wo man ihn vermutete ... Er war hier. Nicht dort. Die Mauer fiel, weil es nichts mehr zu tun gab, und sie fiel nicht von West nach Ost, auf daß die Freiheit ströme, sondern umgekehrt. Das war immer meine These.

Ayn Rand ist eine Utopistin, nur von der anderen Seite, um es so abzukürzen, ohne daß es stimmte. Und mit vielem ihrer Aussagen kann man nicht einverstanden sein, sie sind unwahr, falsch gedacht, und oft erstaunlich menschenfremd und unrealistisch, was bei ihr ein wenig überraschend wirken könnte. Aber es sei ihr sogar ihre generelle Religionskritik verziehen - denn was sie sagt, könnte man durchaus als Kritik am Protestiantismus, am Calvinismus vor allem, am daraus geborenen Puritanismus bezogen sehen, und dann - stimmt es. Dann ist es sogar psychologisch haargenau getroffen!

Und nicht nur das, sondern es finden sich viele Stellen, wo sie eine exakte Philosophiekritik liefert, die in ihrer Einfachheit besticht. So, wenn sie schreibt, daß zwar die Gegenwartsphilosophie die Existenz von "etwas", also die Identität von Dingen leugnet, weil alles nur Bewegung sei, gleichzeitig aber übersieht, daß es nur Bewegung und Verwandlung von "etwas" gibt. Oder wenn sie schreibt, daß heutige Philsophen die Existenz von allem bestreiten, während dieselben Philosophen auf den Lohnlisten jener stehen, die durch harte Arbeit dafür sorgen sollen, daß es doch etwas - zum Beißen, für eben diese Philosophen - gibt. Mit einem Leben, das nicht existiert, angeblich; mit einem Verstand, der nur Epiphänomen von Zellenprozessen ist; angeblich; mit.

Oder daß jene Moral einfordern, indem sie "das Leben" zur Sünde erklären (einer der Hinweise auf die protestantische Erfahrung, s.o.), und Gewinne zur verdammenswerten Früchten der Gier erklären, die gleichzeitig genau von jenen Gewinnen leben, die im Sozialstaat umverteilt werden. Jene (Politiker), die nie etwas errichten, aber alles daran setzen, das Errichtete unter ihre Gewalt zu bekommen; die nie denken, aber das Gedachte kontrollieren wollen.

Fortsetzung folgt: Was Ayn Rands wirkliche Stärke ist? Sie wirkt für einen Europäer ... befreiend.

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