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Mittwoch, 26. Januar 2011

Blick an den Po

Nicole Minetti, 26, 
eindeutig VOR ihrer Parlamentskarriere
Nun gehen in Italien allmählich die Wogen bis an den Rand des Beckens - Berlusconi wird überhaupt nur noch wüstester Umtriebe seiner Italianita geziehen. Und es ist nicht einordenbar, ob von all den Vorwürfen der Linken irgendeiner ein fundamentum in re hat, und nicht Auswuchs blinden Hasses und abstoßenden Neides ist. Schmutzkübel über Schmutzkübel wird vergossen, frei nach dem Motto: "Es bleibt immer etwas hängen." Also muß man, so man muß, sich ein eigenes Bild machen. Und das tun wir, geneigter Leser - geh'n wir doch der Sache nach?

Da wird ihm zum Beispiel jüngst nicht nur vorgeworfen, die schönen Frauen um sich zu scharen - wir erinnern uns: als Symbol der Rechten, die einfach die "schöneren Frauen" hätte, und die Wahrheit dieses Ausspruches zu beweisen darf doch dem Capitano einer Partei nicht verwehrt werden? - nein. Jetzt wird noch behauptet, diese seien überhaupt nur pro forma Abgeordnete.

In Wahrheit habe ja diese Nicole Minetti (und wie das die Giftspeier ausspucken - man hört die Zähne fliegen), eine 26jährige Lombardin und ehemalige Arzthelferin, sogar die Aufgabe, Frauen für den Master heranzuschaffen.

Nun bleibt erst einmal die Frage, was daran ungewöhnlich sei. Denn: Frauen herbeizuschaffen, namentlich als Stimmvieh, pardon: Wähler, ist doch die halb laut, halb leise erklärte Absicht aller Parteien rund um den Globus. Oder hat der Verfasser dieser Zeilen da etwas mißverstanden?

Oder hat Berlusconi eine natürliche Tendenz übertrieben? Denn freilich habe es Minetti, so die Vorwürfe, auf die Spitze getrieben*. Jedenfalls, und wie auch immer, und sei es wie es sei - auf diese Art und Weise also, sei es zum intimeren Verkehre des Silvione mit dieser wenige Tage noch 17jährigen Marokkanerin gekommen. Die freilich bislang heftigst bestreitet, mit dem Ministerpräsidenten geschlafen zu haben. Er habe ihr die nicht bestrittenen 7000 Euro rein aus Gründen christlicher Nächstenliebe zugesteckt, das sei alles gewesen.

Man glaubt ihr nicht. Oder tut so. Und nun das noch, mit dieser unglaublich gut aussehenden Abgeordneten Minetti, deren Wesen ja ist, wie in aller Erkenntnis, was das Sehen im Sehen sieht. Und damit erwachen alle Träume und alles Begehren und alles in oberen Schichten ... ach, lassen wir das. Man darf jedenfalls davon ausgehen, daß diese Singorina Minetti sehr wahrscheinlich jedes zweite männliche Wählerhirn gehörig unter Interessenszwang setzte und setzt. Weil jedes zweite Männergehirn an ihrer Femininita, irgendwie wenigstens, teilhaben möchte.**

Na, wenn da die Opposition nicht in Neid vergeht? Mit sauren HosenanzuglinkInnen läßt sich halt so wenig an Teilhabewillen auslösen. Also giftet man schon aus Prinzip, weil aus Ärger über eines selbstauferlegte, aber unentrinnbar folgende Zeugungsunfähigkeit.

Es dürfte schließlich aber selbst dem sehr weitgesteckten Humorverständnis Berlusconis zu weit gegangen sei, als der Moderator in "L'Infedele" (Der Ungläubige - nomen est omen; wovon berichtet, wer nicht glaubt? Was bleibt, wenn man nicht irgendjemandem irgendetwas glaubt?) über die beiden Schönen her zog.

Empört rief Berlusconi in der TV-Show an, in der der Moderator (wenn unsere Zeitungen schreiben, jener sei "angesehen", so wollen wir dies nicht einmal auf den NLP-Nettowert "ansehen kommt von anschauen" eindampfen, wir kennen ja die Herkunftssümpfe hiesiger Journalistenwerte) diese - mittlerweile längst besten Mythen ähnliche - Unterstellungen in die Welt spreizte, und nannte ihn --- (wir wollen es nicht näher wissen, nicht wahr? Dieser nannte ihn zudem dieses zurück, öffentlich, und so weiter.)

Es gibt Grenzen des Anstands. Und die sind wohl zuweilen überschritten. Berlusoni verteidigte jedenfalls wie im Video zu sehen bei laufender Show seine Schutzbefohlenen. Also natürlich auch die 26jährige Regionalabgeordnete aus der Lombardei. Sie würden schlimm verleumdet, die Wahrheit sei dem Moderator offenbar völlig gleichgültig, die Sendung sei ein "Medienbordell".

Zumindest war das ziemlich männlich.

Die Abgeordnete in
Mailands Parfumerien
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Keine Grenzen aber haben offenbar auch italienische Wiegen (wie hier vielleicht gar mit einem Einsprengsel altgermanischen, aber wer weiß noch welchen Bluts; angeblich waren ja die Etruskerinnen ganz besonders anziehend, und Mailand ist eine der nördlichsten Gründungen dieses rätselhaften, vermutlich kleinasiatischen Volks) schöne Geschöpfe mit Schwäche für rechte Gesinnung (Diktion Medien; wir wollen das Attribut aber lieber beim etymologischen Wurzelwert nehmen, einverstanden?) in die Welt zu schaukeln. Haben nicht alle Schönheiten der Welt "rechte" Tendenz? Es könnte darauf eingedampft werden. Links hingegen ist eben Verteidigung der Häßlichkeit durch Verklärung zu einer sekundären Schönheit. Leider öffnet aber die Herzenstüren nur Schönheit, weiß Gott warum. (Und - er weiß es. Tota pulchra es ist sogar sein Wahlspruch für die ursprünglich gedachte Schöpfung, die manchmal auch heute noch und zu allen Zeiten wie durch ein Fenster in diese schnöde Welt blickt.)

Das kann für Linke, die wütend und frustriert nicht zum ersten mal zur Kenntnis nehmen müssen, daß für Hüter der Häßlichkeit noch nie viel mehr Platz auf der Erde blieb als durch furchtbare Gewalt zu usurpieren war, natürlich nicht mehr mit rechten (schon wieder ... recht und wahr? ist das ein Zusammenhang?) Dingen zugehen. Weshalb man so tut, als wäre Schönheit nachgerade ein Ausschließungsgrund von politischen Ämtern. Eine Art "unfairer Wettbewerbsvorteil" dank Gottes Gnade vielleicht gar?

Dank Berlusconi freilich ist auch diese Diskriminierung göttlicher Winke endlich behoben. Und die Schönen des Landes als Botschafter der himmlischen Gefielde danken es ihm. Und wir Beobachter jenseits der Alpen (ach, reden wir Österreicher nicht über diesen Umstand ...) mit ihnen.

Nicole Minetti bei der Vereidigung
Mehr Werbung fürs Land kann man außerdem kaum machen - ganz Europa, und wer weiß wer noch, glotzt in gespielter Pose empörten, in Wahrheit nämlich leicht illustren, sehnsuchtsvolen Blicks (und wie die Sehnsucht nach diesen Ländern groß war, zeigt die Geschichte in ihren endlosen Bewegungen gen Süden) ins Land des Valpolicella und der Minestrone, das ja auch - wirklich schon vergessen? - das Land der Gina Lollobrigida und der Sophia Loren ist. Vielleicht fürchtet genau das die Linke - daß angesichts solcher Blüten der unverdankten (also nur in Dankbarkeit entgegenzunehmenden) Geburtsleistungen vermehrt Rechte (weil Schönheitssucher) ins Land strömen, noch dazu: männlichen Geschlechts, also: in jeder Hinsicht dann Konkurrenz, die diese wahre Inkarnationsoffensive von Gott Eros höchstselbst mehr zieht als sinken läßt.

Der Rest ist Tusch von Blechtschinellen, um die Blicke vom Po, diesem einen Quell der abendländischen Welt, abzulenken. Nein, um ihn für sich zu sichern. Allein. Also belegt man den Blick mit Moralinsäure als Steuer, wie den Toten Münzen aufs Auge: Seht, das Fahrgeld ist bezahlt. Wo wir doch gerade dort vorexerziert bekommen, daß Politik ein Problem der Ästhetik, und diese, bekanntermaßen eines der Erotik ist. Das war doch noch nie anders, und das hat mit dem Wesen des Menschen zu tun. Wir werden deshalb einen Deibel moralisch tun, und heuchlerisch "bedauern." Wir nämlich wissen: es gibt keine "sachliche" Politik, die von allen schönen Poebenen der Welt abstrahierbar wäre. Es gibt nur häßliche Politik. Und die ist mit Sicherheit die falsche. Das weiß jedes Kind.

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Karima el Marough
Endlich nachgeliefert: ein Bild von Karima el Marough, jener Marokkanerin, die nun ganz sicher bereits 18 Jahre alt ist. Wer freilich die Geschichten liest, die sie erzählt, und dazu jene, die andere erzählen, auch was sie erzählen von ihr erzählt bekommen zu haben, hat naturgemäß Probleme damit, klar im Kopf zu bleiben. Und nichts anderes behaupten ja die mittlerweile in Anklagen (Unzucht mit Minderjährigen etc.) Beschuldigten - ein Manager eines TV-Senders im Besitz des gleichfalls angeklagten Berlusconi. Man habe ihr eben nur helfen wollen, wie es einem guten Herzen geziemt, das sich durch Anmut (und was wäre mehr Talent, weil niemals machbar, sondern Geschenk, also göttlicher Auftrag?) leicht rühren läßt. In Talente zu investieren sei doch außerdem üblich. Fragt sich nur in welche. Karima sei, wie man andernorts liest, schwanger.

Was bleibt aber wirklich an Fakten? Wahrscheinlich, ja sehr wahrscheinlich ist der Kern der Geschichte, daß sie - die illegal in Italien eingewandert war, also auch das noch! - ins Show-Geschäft einsteigen habe wollen, und dafür effizientere Wege gesucht hat, als Castingshows, Ausbildungsjahre und Bewerbungsschreiben bedeuten. Mit dieser Taktik wäre sie ganz gewiß nicht allein. Auch hier - und überhaupt nicht mehr als anderswo - funktioniert die Welt als ziemlich erotischer Akt. (Und Linkssein heißt doch tatsächlich nichts anderes als der Welt genau diese Erotik als unbeherrschbaren Wesensgrund zu entreißen.)

Droht auf der politisch-despektierlichen Ebene der Pseudo-Seriositá ein Flächenbrand in der Anti-Berlusconi-Liga? Da waren doch schon diese Aufstände der linken Weiblichkeiten, die Gründe überlassen wir den Sehern, nicht den Zeitungsschmierern. (Und zwinkern uns wissend zu.*) Ein wenig drängt sich also auch hier ein Verdacht auf: Wenn nun schon von überall her die Schönen ins Italien Silvios strömen, koste es, was es wolle - was soll da noch aus dem übrigen Europa und Mittelmeerraum werden? Eine schönenlose Zone linker "seriöser" Häßlichkeitspolitik? Dann wäre Beeilung angebracht. Ehe noch mehr draufkommen, wie berückend erreichbar es sein kann, in einer Welt der Schönheit zu leben, man bräuchte dazu nur ... ein weiches Herz.



*Oder doch nicht? Der Unterschied ist nach wie vor unklar. Höre man dazu noch dazu das Interview mit Octavia Brugger, das erst 2012 im Standard zu lesen bzw. zu sehen war, keineswegs also im Verdacht steht, rechtslastig gefärbt zu sein: Selbst pronciert linke, politisch aktive Frauen würden, so gegen eine Million Euro ... würden sie nur gefragt. Mein Gott, muß man die Welt, muß man die Frauen nicht einfach lieben? Was muß man für ein Stein sein, um das nicht zu tun? Sinde nicht solche Nachrichten ein Grund, in die Knie zu sinken vor der Größe und Majestät der Schöpfung, gegen die jedes ideologisierte Anrotzen des Menschen wie das unbeholfene, gar nicht ernst gemeinte Hinspucken eines kleinen, trotzigen Kindes wirkt? War - oh, der VdZ versteigt sich, gewiß, aber der Gedanke ist verlockend - war also die Politik je menschlicher, als unter Berlusconi? Der die Linke ihrer Substanzlosigkeit restlos überführte, als eine Million linker Frauen "auf die Straße" gingen, um "als Frauen anerkannt" zu werden? Gibt es auch nur einen Politiker der europäischen Gegenwart, der solche substanziellen Erfolge vorzuweisen hätte?

Was im übrigen die Nachbearbeitung dieses Beitrags belegt. Was damit zu tun hat, daß dieser Beitrag sich einer bemerkenswerten Leserfrequenz selbst über die Jahre erfreut, weshalb die Zugriffsstatistik ihn dem Verfasser dieser Zeilen immer wieder ins Blickfeld rückt.

**Ach, betrachten wir es doch mit Milde. Denn geht es nicht in allem Motiv um das Allgemeine, und entscheidet sich Schuld nicht erst im Einzelnen? Oder, um es mit Torberg zu sagen: Gusto wird woanders geholt, aber gegessen, gegessen wird zuhause.





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