Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 26. Januar 2011

Momente des Theaters

Eine Aufzeichnung einer der Club 2-Diskussionsnächte (hier mit Günter Nenning) aus den 1970er Jahren, mit Rudi Dutschke und Daniel Cohn-Bendit. Das Bemerkenswerte an diesem 10min-Ausschnitt ist aber nicht, daß Dutschke z. B. über die sozioökonomische Struktur der gegenwärtigen Gesellschaft ALS Gewaltstruktur spricht. Das Bemerkenswerte ist, daß er damit völlig Recht hat. Nenning faßt in diesem Ausschnitt zusammen, was heute Alltag ist: "Es gibt strukturelle Gewalt in dieser Gesellschaft. Daraus folgt, daß Terror gerechtfertigt ist."

Der Ansatz ist also nicht, wie heute von mit Kreide süßgefressenen Stimmen verkündet wird, die Gewaltfreiheit! Das ist nach wie vor glatte Lüge und Betrug, der nur die Gegner waffenlos machen soll. Denn die Anwendung von Unrecht als Reaktion auf angebliches oder zumindest verkündetes Unrecht ist gängige Praxis aller Gesellschaftsveränderer, als die die Linke in unseren Ländern bzw. weltweit antritt, mit ihren technizistisch-mechanistischen Ablegern, den Grünen.

Der Ansatz muß sein, daß es an der Männlichkeit fehlt, um richtige Gewalt anzuwenden bzw. richtige Identifizierung von Gewalt zuzulassen, und daß perfide Formen der Gewalt das Kontruktive in unserer Welt zernichtet haben oder zernichten. In diesem Punkt kann man Dutschke's Aussagen in ihrem analystischen Gehalt einfach nur zustimmen, ähnlich wie man heutige Zustände längst von Adorno durchschaut fand - nur wendet man diese Erkenntnisse nicht (mehr!) an, weil sie sich diesmal gegen jene wenden, die damals nichts anderes bewirken wollten, als selbst an diese Macht zu kommen, um Gewalt in ihrem Sinne anwenden zu können. Das Gewaltgerüst hat sich nicht geändert! Nur die Bedienmannschaft wurde ausgetauscht - im "Marsch durch die Institutionen".

Noch etwas sieht man in diesen wenigen Minuten, und aus 30 Jahren Abstand sieht man es noch klarer: Wie einmütig, wie selbstverständlich und wie harmlos verbrämt das sozialistische Gesellschaftsmodell von den Medienvertretern (Nenning) als "gut" gesehen und dargestellt wurde. Ebenso klar wird hier argumentativ nachvollziehbar, daß Sozialismus auch in der Form der Sozialdemokratie in direkter Linie zur Gewalt des Terrors führt. Es gibt keine "systemimmanente" prinzipielle Bremse oder Grenze, ab wo "Gegenwehr" (Nenning) als Signum der Arbeiterbewegung legitim ist, und ab wo nicht.

Die heutigen Politiker, vor allem der Grünen als feige, kleinbürgerliche, der Zeit angepaßtere Form der aggressiven Linken, wenden exakt diese Ergebnisse des Diskurses an, die damals Fazit wurden. Da ist Cohn-Bendit (in diesen Aussagen, aber nicht nur hier) fast wohltuend, weil er wenigstens ehrlich, in gewissem Sinn: mutig ist. Er weiß, und gibt zu, daß "links" zum Terror führt. Heute ist (in der political correctness, aber nicht nur, die zur Gegenwehr - richtig, man muß heute fragen: wogegen? - erklärt wird) dieser Terror nämlich genau zur Staatsmacht, die sich längst als Gesinnungsmacht versteht, institutionalisiert.

Cohn-Bendit übrigens beschreibt, warum er soviel Hass in sich habe (wie er ihn erklärt): Es habe mit Bomben auf Vietnam angefangen. Womit, möchte man sagen? Und richtigstellen: Mit Medienberichten. Und mit der Flucht vor sich selbst, die plötzlich Vietnam zur eigenen Sache machte, weil es so einfacher war. Das kommt der Wahrheit näher. Es ist ja grotesk und lächerlich, wenn Cohn-Bendit (der heute noch im EU-Parlament sitzt) verkündet, er wolle den Vietnamesen effizient helfen, deshalb befürworte er den Terror ... Heute haben wir eben nicht Vietnam. Aber es "kam" nicht anderes, wie "Klimawandel" etc., sondern es wurden neue Ersatzmythen geschaffen - eben solche wie "Klimawandel". Und wenn der endgültig als Dummheit entlarvt wird, werden neue, noch mächtigere Mythen auftauchen, das ist gewiß.

Man merkt an diesem Filmchen, in welchem Ausmaß es sich bei all diesen Diskussionen um "Momente des Theaters" handelt.

Sehenswert!


***