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Samstag, 26. März 2011

Unterscheidungskriterium

Alois Mager arbeitet klar den Unterschied zwischen der "Erlebnistheologie" (s. u. a. "Pascendi Dominici Gregis") und der Mystik (bzw. der mystischen Psychologie als Kunde seelischer Vorgänge) heraus:

Pius X. definiert Erlebnistheologie als "jene Theologie, die als Quelle der Glaubensinhalte die verborgenen Tiefen des Unberbewußtseins (latebrai subconscientiae) annimmt und aus ihnen auf dem Wege des Erlebens die Dogmen sich entwickeln läßt." Genau das ist aber nicht Mystik.

Denn der (echte) Mystiker weiß, und die Schriften einer Theresia v. Avila oder eines Johannes v. Kreuz sind einzige beredte Zeugnisse dieses Umstandes, daß das Mystische weder dem Inhalt noch dem Erlebnischarakter nach aus sich selber hervorgebracht werden kann, sondern nur aus einem unmittelbaren Einwirken Gottes. Eine mystische Psychologie behandelt ja genau die oft sehr verschlungenen Wege der Seele, im Unterbewußtsein zu verschleiern, auf welche Weise das Gewünschte, Gewollte hervorgerufen werden soll. Frei von diesen Eigenwillen zu werden, im Sinne eines immer vollkommeneren Selbstbesitzes, um überhaupt über sich verfügen zu können - das ist Aufgabe der Seelenkenntnis, die die Mystiker anstreben.

Und es ist im Grunde die Aufgabe jedes Menschen. Die Mystik sucht genau nicht das Erlebnis (um des Erlebnisses willen), dieses "passiert" vielmehr (wenn es denn passiert) - auf dem Weg zu einem "dogmatischen", vernunftmäßig klar bestimmbaren Tatbestand: der höchstmöglichen Einigung mit Gott. Daß diese Einigung auch mit einer Veränderung der Bewußtseinszustände einhergeht, liegt - rein sachlich - in der Natur der Dinge.

Mystik ist somit ("lediglich") das bewußt gewordene, erfahrungsmäßig erkannte Glaubensleben.


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