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Dienstag, 15. März 2011

Vom Wesen des Entdeckens

In der FAZ findet sich eine nette Geschichte: der Autor erzählt, wie er seinen Freund besucht. Und während sie Kaffee trinken, fällt ihm an der Decke, genau über dem Bett, ein riesiger Wasserfleck auf, gleich nebem dem Kamin. Er macht den Freund darauf aufmerksam, und der fällt aus allen Wolken, zumal der Fleck offensichtlich alt ist. Und nun erst fällt ihm (und dem Autor) auf, daß sich in der ganzen Wohnung solche Wasserflecken an der Decke finden. Der Freund macht sich schwere Vorwürfe, daß er das erst jetzt sehe, das Leck im Dach dürfte schon schweren Schaden angerichtet haben.

Damit endet die Geschichte. Die zum Anlaß wird zu reflektieren, was eine Entdeckung - auch wissenschaftlicher Art, der Artikel bezieht dieselbe Erfahrung auf die Entdeckungsgeschichte von Pulsaren, die ja auch Jahrzehnte vor ihrer Entdeckung so manachem aufgefallen sein MÜSSEN: man sieht, aber sieht doch nicht -denn überhaupt zur Entdeckung macht, und was ein Entdecker überhaupt ist und leistet.

Das trifft sich mit den Überlegungen von Ludwik Fleck über wissenschaftichen Fortschritt, denn das Entscheidende, zugleich das Rätselhafteste an Entdeckungen ist die Begriffsfindung, die Subsummierung vieler ausgewählter Daten zu einem Phänomen. Denn das ist ein positiver Akt, ein menschlicher Akt der Ordnung der Welt - und nicht ein Akt´"an sich", wo man sich die Welt als Ansammlung von Phänomene vorstellen könnte, die der Entdeckung harrten. Wissenschaft "schafft" ihre Phänomene gewissermaßen.

Und um zum obigen Beispiel zurückzukehren: diese Schaffung von Phänomenen, diese Definition als Erkenntnisobjekte, die den Eindruck vermittelt, als sei das Entdeckte ein abgegrenztes Phänomen an sich s. o., ist ein sehr psychologischer, menschlicher Akt. In jedem Fall: ein Akt sehr umfassender Umstände, für die auch "soziologisch" oder gar "psychologisch" nur eine der vielen Richtungen angibt, aus der sie kommen. Es ist jedenfalls kein Akt zwingender Evidenz objektiv abgrenzbarer Objekte.

Erkenntnis ist vielmehr an die Voraussetzungen und Bedingtheiten der Geistigkeit gebunden, womit zweifelsfrei auch beim schlimmsten Atheisten weil bei jedem Menschen die Religiosität im Spiel ist. Um diese Ganzheit der Erkenntnisbedingungen geht es, in jeder Wissenschaft. Einzelwissenschaften als "Wissensbringer an sich" darzustellen, der kraft "objektiver Fakten" aus der Welt das Unbekannte ausräumt, ist einer der modernen Aberglauben.

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