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Sonntag, 12. Juni 2011

Sohn sein

"Sie wollten damals nichts kennen außer sich selbst - daher erkannten sie das Transzendente nicht an. Gott und das Heilige, überhaupt alles wollte sie aus sich herauszwingen, herausstellen. Nicht als Gabe Gottes wollten sie alles annehmen, sondern alles selbst schaffen. Ihr ganzes Denken war "projektiv" [...], Fjodorows Philosophie ist nicht von ungefähr damals entstanden - sie ist der Inbegriff der damaligen projektivistischen Ideen.

Die Macht ist uns gegeben, sie läßt sich nicht aus uns herauszwingen, die Macht wirkt auf uns, nicht wir auf sie. Das steht außer Zweifel, der Sinn der Macht aber ist Zwang. Die Macht ist auf der Erde das am deutlichsten außerhalb Befindliche. Aber damals [...] hat man das völlig außer acht gelassen, man verschwendete keinen Gedanken daran, ja selbst die Frage nach der Macht wurde nicht gestellt. Man dachte nur an eins, wie man aus sich selbst alles neu konstruieren könnte - vollständig immanent. 

 Deshalb erkannten sie [...] Väter nicht an,sie waren sich selbst genug, sie waren Väter ihrer eigenen Väter und ihrer Großväter. Sie wollten Väter sein, sie verstanden es nicht, Söhne zu sein,und wünschten es auch nicht. Sie waren sich selber Väter, Zaren und Götter. Aber als eine Gabe Gottes erkannten sie Väter, Zaren und Götter nicht an."

Pawel Florenskij; private Aufzeichnungen (1917)


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