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Samstag, 23. Juli 2011

Auf in die Dämonie

Nun ist also Salz vielleicht doch nicht schädlich? Eine groß angelegte "Metastudie" aus den USA stellt nun den seit Jahrzehnten zum Dogma erklärten Satz, daß Salzkonsum Bluthochdruck erzeuge, und darüber den Herztod provoziere, stark in Zweifel. Was heißt: in Zweifel. Es findet sich so gut wie kein Beleg, der Salzkonsum - auch in höheren Mengen, als derzeit für "gesund" erachtet wird - als schädlich einstufen ließe! Ja, eine der ausgewerteten Studien "bewies" gar, daß Salz blutdrucksenkend wirke ...

Dafür erfährt man so nebenbei, daß es schon bisher alles andere als gesichert war, ob Salz in "größeren Mengen" denn wirklich schädlich sei.

Entstanden ist diese Meinung in den 1970er Jahren. Das war die Zeit, wo die populärwissenschaftlichen Meldungen auch die Tageszeitungen zu erobern begonnen hatten. Plötzlich wußte jeder, daß aus dem Verhalten von Schimpansen klar hervorgehe, daß der Mensch in Wahrheit nicht monogam sei, daß die Schnuckelschnecke in Wahrheit der Vorfahre des Knasterköters war, und daß Versuche an papua-guineanischen Eingeborenen gezeigt hätten, daß der Mensch von der Brunftmilbe abstamme. Und das alles wurde geglaubt.

Aber nicht nur: es begannen die Gesundheitstips und -kuren, die Ratschläge für ein langes und glückliches Leben, die Regularien für erfülltes Sexualleben, und die Dogmatisierungen von wissenschaftlich bewiesenen Ergebnissen wie "Salz wirkt tödlich!" Oder haben Sie schon mal einen lebendigen Salzhering gesehen?

Solche Meldungen häufen sich seit Jahren, und sie häufen sich schon lange. Und sie werden nicht mehr aufhören, sich zu häufen. Denn sie zeigen etwas Prinzipielles: Sie zeigen die Geisteskrankheit der Menschen, die seit Jahrzehnten das Leben endgültig vergiftete. Weil plötzlich alle wie besessen wurden von dem Gedanken, man könne das Leben "gestalten" wie man einen Baukasten zusammenbaue. Weil alle wie benebelt waren von dem Gedanken, die Menschheit wüßte bald eigentlich alles, es sei nur eine Frage der Zeit, die Wissenschaft beweise ja täglich, wie sehr.

Wir erleben derzeit viele Zusammenbrüche der Säulen unseres vermeint so guten Lebens, das sich vielleicht gar zu einer neuen Zivilisationsstufe erhoben hatte. Wir erleben, wie unser ökonomisches Denken und Gefüge, unser menschliches Planen und Handeln unzureichend, ja desaströs endete. Wir erleben, wie alles, von dem wir so sicher waren, zusammenbricht.

Aber mit Jean Gebser teile ich die Befürchtung, daß uns dieser Zusammenbruch der Gewißheiten nicht gescheiter macht. Sondern nur die Vernunft an sich ablehnen wird lassen - denn daß das, womit wir seit Jahrzehnten indoktriniert werden, alles andere als Vernunft ist, auch nicht wissenschaftlich ist - das übersteigt längst den aktuellen Horizont. Also bleibt nur noch Esoterik, Okkultes als Alternative.

Auf in eine neues Mittelalter, wie manche meinen? Wäre es nur so.  Denn das Mittelalter war zutiefst vernünftig, so vernünftig, wie wir es uns gar nicht mehr vorstellen können. Vielmehr sehe ich die schlimmsten Zukunftsvisionen wahr werden, wie sie seit Jahrzehnten Film und Buch füllen. Als Zeitalter der Dämonie, als logische Fortführung des Lebens, wie wir es seit vielen Jahren führen.


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