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Donnerstag, 21. Juli 2011

Eine weitere neutrale Stimme

Auch CNN berichtet - sichtlich selber ein wenig enttäuscht, jedenfalls überrascht - von einer bei weitem überwiegenden Unterstützung des Syrischen Regimes durch die Bevölkerung. Der Westen muß sich die Frage gefallen lassen, warum die 10.000 Flüchtlinge an der Grenze zur Türkei, die aus der Bekämpfung der (begrenzten) Aufstände herrühren, derartiges Aufsehen erregen - während die MILLIONEN Flüchtlinge zur Zeit des amerikanischen Angriffs auf den Irak im Jahre 2003 niemanden interessiert haben.

Gar nicht neutral natürlich ist ein Bericht des Standard, wo ein syrischer Schriftsteller, Nihad Siris, zu Wort kommt. Der sich freilich gar nicht erst die Mühe macht, die Aufstände zu rechtfertigen, sondern sie apodiktisch (und da hat er im Standard natürlich sein Forum) als "gut" annimmt - aber wer seine Stellungnahme liest, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß auch dieser Mann des Wortes keinen definitiven Grund nennen kann, was da wirklich los ist - pauschal gegen "Masse" und "Diktatur" zu sein? Wo doch auch CNN zeigt, daß es sich um eine eher kleinere Gruppe handeln dürfte, die so empfindet? Wobei: an Massenproblematik wäre in Europa selber mehr als genug zu tun. Gerade bei der Linken.

"Die Mauer aus Angst und Schweigen" sei durchbrochen ...? Simple Emanzipationsfolgen, denen es aber an Konstruktivem fehlt. Und vom Zusammenspiel Diktator - Volk zu berichten zählt auch nicht unbedingt zu den Sensationen der Erkenntnis: selbst in jeder Demokratie finden sich absolut dieselben Mechanismen, nur findet sich dort meist eine Oligarchie, sind die Machtmechanismen verborgener. Wenn man nicht unreflektiert jede autoritäre Staatsform abzulehnen bereit ist, weil Staat ohnehin nie ohne Autorität funktionieren kann. Primitive antiautoritäre Gestion ist als politischer Programm um eine Spur zu wenig, taugt bestenfalls zur Rebellion - ohne Ziel. Wie der arabische Raum derzeit zu beweisen scheint.

Der Verfasser dieser Zeilen war jedenfalls enttäuscht, selbst von einem Schriftsteller keine Sinndeutung des Geschehens in Syrien zu erhalten. Zu politisieren ist eben doch noch kein Ausweis künstlerischer Potenz.



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