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Donnerstag, 28. Juli 2011

Schamhaftes Geld

Sören Kierkegaard (1813-1855)
Es ist ein zutiefst unsittliches Verhältnis, schreibt Kierkegaard einmal, daß es Verleger gibt, deren ganze wesentliche Existenz ausdrückt, daß Bücher Ware sind und ein Verfasser Kaufmann. 

"Insoweit in einem Geistesverhältnis [z. B. Verfasser zu sein] das Pekuniäre dazutritt, daß er gelohnt wird, Honorar bekommt usw., muß der, welcher das Geistesverhältnis konstituiert, wesentlich auch selber das Geldverhältnis konstituieren, selbst das Pekuniäre übernehmen, keineswegs um eines möglicherweise größeren pekuniären Vorteils willen, oh weit entfernt, nein, aber damit doch etwas Scham dabei sein kann.

Konstituiert sich das Geldverhältnis so, daß es die Erwerbsquelle eines ganz anderen Menschen ist, so wird es leicht zur Frechheit. Von Verlegerfrechheit hat man Beispiele genug; das Freche liegt darin, ganz unvorbehalten bis zum Äußersten die geistige Produktion als Ware zu betrachten. 

Das Publikum bekommt so wieder durch das Geld die Macht über den Verleger, der Verleger durch das Geldverhältnis die Macht über den Verfasser, und so sitzt zuweilen ein armer Verfasser da [der im Verhältnis zum Geld keusch und schamhaft sein muß wie ein Mädchen im Verhältnis zum Verkauf ihrer Tugend] und errötet, gekränkt, aber ohne Macht, durchzudringen."

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