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Montag, 1. August 2011

Gestalt als göttlicher Auftrag

Nach dem Tod Alexanders des Großen wurde das Riesenreich - das Initial und Höhepunkt der Hellenisierung der Welt war - in 12 Satrapenreiche aufgeteilt, und eines davon umfaßte auch die Gebiete das Gebiet das die Juden bewohnten - Israel. Einer der Seleukidenherrscher, Antiochos IV. Epiphanes, verehrte Dionysos, einen der wenigen in der Bibel genannten Heidengott.

Antiochos versuchte, sein buntscheckiges Reich vor dem zunehmenden Druck der Römer noch einmal zusammenzufassen, und er tat es mittels einer durchgreifenden, kultur- und religionspolitisch orientierten Hellenisierung. Bei den oberen Schichten, schreibt Gerd Klaus Kaltenbrunner in "Dionysos vom Areopag", fand er auch große Zustimmung, denn sie bestand ohnehin bereits aus orientalisierten Hellenen, oder hellenisierten Orientalen.

Bei den weniger assimilierten Volksgruppen aber - darunter vor allem die Juden - entzündete sich gegen den Vereinheitlichungsplan des Machthabers heftiger Widerstand. Sie empfand diese Maßnahmen als religiöse und nationale Vergewaltigung. Antiochos IV. schändete den Tempel von Jerusalem, beraubte ihn seiner kostbaren Geräte und Zierden, so des siebenarmigen Leuchters, der goldenen Weihrauchgefäße und des Goldschmucks an der Vorderseite des Heiligtums. Ausdrücklich verordnete er den Juden wie allen anderen ihm unterworfenen Völkern eine "unitaristische" Lebensform. "Alle sollen ein Volk werden, und jeder sollte seine Bräuche aufgeben." 

Den Juden wurde unter anderem zugemutet, ihre herkömmlichen Opfer einzustellen, den Sabbat zu entheiligen, das Gebot der Beschneidung aufzugeben und Schweinefleisch zu essen. Es ist wohl zulässig, diese inschneidenden Gewaltakte als obrigkeitlich angeordnete Umvolkung in nivellierender Absicht, ja als kulturellen Genozid zu kennzeichnen. Das jüdischen Volk sollte dadurch nicht nur seiner äußeren Unabhängigkeit verlustig gehen, sondern seine unterscheidbare Eigenart und Wesenheit zugunsten eines hellenistisch-ökumenischen "way of life" völlig preisgeben. 

In diese Zeit fällt die großartige Erzählung der Bibel aus dem 2. Buch der Makkabäer: Wo eine Mutter den Tod ihrer sieben Söhne erduldet, die einer nach dem anderen die Unterwerfung unter diese neuen Götter verweigern und in den Tod gehen. Anlaß war, daß die Juden dem Rauschgott Dionysos huldigen sollten: "Sie wurden mit roher Gewalt monatlich an des Königs Geburtstag zum Opferschmaus getrieben, und beid er Bacchusfeier mußten sie efeubekränzt dem Bacchus zur Ehren festlich einherziehen." (2 Makk 6,7)

Die Makkabäer gehören übrigens als Märtyrer zu den ganz wenigen Gestalten des Alten Testaments, die auch im Heiligenkalender der Katholischen Kirche mit einem Festtag geehrt  sind.


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