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Samstag, 17. September 2011

Keine Schuldenkrise

Nein, was wir jetzt erleben, ist keine Schuldenkrise, kein Versagen des Kapitalismus, kein Systemversagen, kein Managementfehler. Was wir jetzt erleben ist absolut folgerichtig, und wenn man das erkennt, hört man zu schimpfen auf - denn es ist sinnlos. Die Beschumpfenen können es weder rezipieren, weder erkennen, noch würden sie es ändern können.

Wir erleben den folgerichtigen Konkurs des europäischen (als Kulturbegriff verwendet) Menschen. Wir erleben die Auswirkungen von Jahrzehnten Depädagogisierung (die NICHT das Gegenteil von Pädagogik ist!) der Bevölkerungen. Jahrzehnte, in denen unsere charakterlichen Grundlagen völlig zerstört wurden.

Und zwar so tiefgreifend - von den Eliten her beginnend, und auf alle Lebensbereiche übergreifend, vor allem in allem, was "Wissenschaft" sich nennt, der vorgeblichen Bezugsgröße des Urteilens heute - daß es den Menschen des politischen Systems am Kontakt zur Wirklichkeit fehlt, der alleine alles reparieren könnte. Die Totalzerstörung der Tugend, wie wir sie heute erleben, die völlige Abschottung vom Sein selbst, der das Leben zu einem menschenverlassenen Wagen macht, auf dem wir alle Schotten dicht gemacht haben, weil wir gar nicht mehr sehen wollen und können, wo es hingeht.

Dieses Totalversagen ist so grundsätzlich, daß es einen regelrechten Abhub der Spitze verlangen würde - als festen Filz, der vermutlich 15, 20 % der Bevölkerungen ausmacht, der aber alles in der Hand hält. Der deutsche Philosoph Koslowski hat es in Alpbach unlängst - natürlich, viel kritisiert! - ausgesprochen: man müßte regelrecht alle Führungskräfte entlassen und mit lebenslangem Berufsverbot belegen.

Aber daß das geschieht glaubt niemand. Auch nicht der Verfasser dieser Zeilen. Die Wirklichkeit wird sich ihr Recht zurückholen, weshalb es zu "völlig überraschenden" Wendungen kommen wird. Das ist das einzige, was sich sagen läßt. So lange aber wird alles wie in einer riesigen kollektiven Lähmung, wo nur da und dort jemand aufschreit "Mein Gott, so tut doch etwas!", sich voranschieben und immer unlösbarere Probleme produzieren. Insofern erleben wir nur unseren eigenen Zustand - den, in den wir als Volk gerutscht sind. Nur da und dort, am Land wohl, mag es noch kleine Zellen geben - sie sind die Angeln, an denen unsere europäische Welt noch aufgehangen ist. Möglicherweise würde sie sonst längst ins Nichts gefallen sein.


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