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Freitag, 25. November 2011

Schwere Versäumnisse - I

Allmählich wird immer sichtbarer, was an Außenpolitik im zentraleuropäischen Raum - und ich spreche von jenem Raum, der 1918 zerschlagen worden ist, geographisch also vom Raum der ehemaligen Monarchie - v. a. seit 1945 versäumt worden ist. Und ich meine da vor allem Österreich, aber es betrifft alle übrigen Länder der ehemaligen Donaumonarchie.

Zerschlagen in lauter Kleinstaaten, steht diesen Kleinstaaten nur eine große, übermächtige EU-Ebene gegenüber, und jeder dieser Staaten muß sich politisch nach der Pfeife Brüssels richten, das völlig logisch zu einer Hierarchie wird, an deren Spitze Deutschland steht, auch wenn Frankreich noch so tut, als könne und wolle es mithalten. Damit bauen sich in Europa dieselben Spannungen auf, die bereits im 19. Jahrhundert jene Pulversituation bewirkt haben, an der das Faß ab 1914 bis 1945 auseinanderflog - die Situation eines harmonischen Kräftespiels am Kontinent.

Es geht gar nicht um eine Wiedererrichtung der Monarchie, auch wenn diese als Konzept für alle betroffenen Staaten politisch das einzig Vernünftige wäre - aber reden wir von Österreich, Tschechei, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, und reden wir von "assoziierten Gebieten", wie der Westukraine und Siebenbürgen, denn als Ganzes wären diese Länder (die Ukraine wäre zu groß, zu inhomogen, Rumänien und Bulgarien wären allerdings überlegenswerte Kandidaten in einem späteren Stadium) und natürlich ... Südtirol und den Triestiner Raum. Hier ist ein historisch und kulturell homogener Lebensraum, in dem seine momentane kulturelle Gestalt historisch so gewachsen ist, daß er auf ein Ganzes hinzielt, bzw. aus diesem herauswuchs.

Das hätte auch anders kommen können, gewiß, aber es ist so gekommen, und in dieser Konstellation ist dieser Raum gewachsen, mit einer wirklich eigenen Kultur, mit ganz realen wirtschaftlichen und persönlichen Symbiosen: unsere momentanen Strukturen sind, ob wir das wollen oder nicht, aufeinander zu gewachsen und NUR miteinander das, geworden, was sie heute sind. Es ist deshalb regelrecht sinnlos so zu tun, als könnte sich für jeden dieser Staaten ein eigenes Profil, ein eigenes Szenario des Weiterlebens entwickeln. Alles das sind Notlösungen, und sie entsprechen nicht den wirklichen Gegebenheiten und Bedürfnissen.

Otto v. Habsburg hat deshalb immer wieder sehr richtig von einer "historischen Mission" Österreichs gesprochen, und er hat genau das damit angesprochen. Diese Rolle hätte Österreich ausfüllen müssen, sie hätte uns Identität gegeben, und es wird uns auch keine andere Rolle Identität geben, so sehr wir uns auch bemühen, "selber" zu einer solche zu kommen - Identität hat mit Außenbeziehungen zu tun. Wenn wir aber dieses "für andere" umlügen wollen, umdeuten wollen, weil uns die wirkliche Baustelle zu mühsam ist, die auch wir mit angerichtet haben - es bedürfte da durchaus einer Aufarbeiten der historischen Schuld der Habsburger, denen Familienpolitik oft genug mehr wert war als Staatspolitik -

Natürlich hat es diese außenpolitischen Ansätze immer gegeben, ich erinnere an Erhard Busek, der gleichfalls immer von diesem zentralen europäischen Raum sprach, und der damit der letzte relevante Politiker Österreichs war, der dies thematisierte. (Wobei Busek sogar - allerdings in unbedeutenden Funktionen - an solchen Assoziationskörperschaften arbeitet, so sehr Busek selbst fragwürdige Gestalt ist.)

Dann, aus diesem geeinten Zentralraum heraus, wo mit Augenmaß und im Nahverhältnis alle jene Probleme gelöst werden können, die nur in jeweils stufenweise sich erweiternden Nahkreisen gelöst werden können, dann erst kann der nächste Schritt getan werden, der Zusammenschluß mit dem nächst weiteren Kreis, und damit erst sind wir bei der EU angelangt. Und aus dieser heraus erst kann es in Weltverbände gehen.

Morgen_ Teil 2) Gehen wir nicht diesen Weg, wird es Europa mehrfach zerreißen


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