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Dienstag, 1. November 2011

Umwandlungen

Mit der zwangsläufigen Umwandlung des Religiösen, in der Religiosität des Mittelalters zur Vernunft- und Aufklärungsreligion des Protestantismus, zum blanken Deismus, zum blanken Hochmut also, im 19. Jahrhundert, mit dem Primat der ethischen Sphäre. Das bedeutet nichts als den Durchbruch des individuellen Machtwillens (aus dem Ursprungsimpuls der Renaissance, dem Individualismus) in unverblümter Ausdrucksideologie.

Die Idee der Freiheit und Selbstbestimmung des einzelnen Individuums wird nun die eigentliche Ideologie des Bürgertums, also der führenden Klasse des sich entfaltenden Kapitalismus. Dessen psychologische Grundlage, der individuelle Machtwille, dehnt sich damit als demokratisches Prinzip auf alle Einzelnen aus. In den nüchternen Ausdrucksideologien des Darwinismus und Marxismus, wissenschaftlich frisiert als Lehre vom Kampf ums Dasein und vom Klassenkampf, wird der Machtwille seiner ethischen Maskierung entkleidet.  
 
Alfred Seidel in "Bewußtsein als Verhängnis"

Diese Ideologien, die in intellektuellen Kreisen durchaus dem 19. Jahrhundert zugehören, sind (wie jede Leitidee der Eliten) erst viel später zur Massenideologie abgesunken. Und nachdem der Darwinismus seine ganze wissenschaftliche Unzulänglichkeit (in den 1920er Jahren galt er bereits als überwunden und widerlegt) bewiesen hatte, begannen diese Weltanschauungen ihre volle Kraft im Arbeiterstand zu entfalten.


*011111*