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Samstag, 6. Oktober 2012

Frauenliteratur

Walter Ong spricht einen interessanten Gedanken an, der einem zu dem Schluß verleiten könnte zu sagen: Ja, es gibt einen Unterschied in der Kunst zwischen Werken, die von Frauen, und solche, die von Männern verfertigt werden. Und zwar aus einer viel tiefgreifenderen Logik heraus, als es auf den ersten Blick aussieht:

Ong führt nur an, daß die ersten Frauen, die schrieben, etwa ab dem 16./17. Jhd., anders als die Männer nicht auf ausgeprägte rhetorische Schulung - die immer noch klaren Bezug auf die Oralität, auf die mündliche Rede und Herkunft der Literatur nahm, selbst wenn sie längst formalisiert und technisiert war - keine solche "klassische" Ausbildung hatten. Sie waren vielmehr in Schulen gegangen, die mehr Wert auf praktische Ausbildung legten, wie sie Frauen angemessen schien. Sie waren deshalb in höchstem Maß einflußgebend auf die Entwicklung des Romans, der Romanprosa, die ja ohne die Schrift, ohne das Druckwerk, praktisch undenkbar wäre.

Entsprechend ist ihre Literatur viel stärker an literarischen Vorbildern orientiert, sie ist "literarischer", als die Literatur sonst, die immer noch vom Gesprochenen ausgeht. Gerade vor dem Hintergrund, daß Rhetorik an sich die Darstellung eines "Gemeinplatzes" zum Inhalt hat, der gerade oft auch im Widerspruch, im Antagonismus sichtbar wird, bleibt weibliche Literatur wesentlich formtreuer und bezogener auf "die Art, wie man schreibt". Sie bleibt damit ... "technizistischer"!

Man möge durchaus weitere Folgerungen daraus ziehen.



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