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Sonntag, 7. Oktober 2012

Zwecklosigkeit des Glaubens

Edith Stein schreibt, daß die aufklärerisch-atheistische Erklärung der Religiosität als Selbsttäuschung, weil Erleichterung des Lebens, als "Opium", aus einem simplen Umstand heraus haltlos ist.

Weil der Glaube - als wirkliche Suche nach Gott - genau dort beginnt, wo der Gläubige NICHTS mehr spürt oder an Tröstung empfängt, wo er jede Gewißheit, jedes Festhalten in der Welt verliert. Je tiefer er glaubt, desto weniger ist er selbst es, der sich hält, desto mehr wird er von Gott gehalten. Und das geht auf jeden Fall durch die Nacht der Selbstdefinition, geht nur über das Kreuz der "Nichtung" allen irdischen Eigenwillens, den Verlust jeglicher Selbstbewertung, jeder bildhaften Vorstellung, bedeutet im Fortschreiten den Verlust jeder Gottesvorstellung, und konfrontiert das Selbst mit einem Abgrund, der das Ich in tiefe Nacht stößt, weil jede sinnliche Wahrnehmung verschwindet. Ja, der letztlich noch den Glauben selbst fordert. Glaube fordert die Aufgabe jeglicher irdischer Sicherheit, fordert im Ja zum Kreuz das Zerschlagen aller Glieder.

Wo wäre also die zweckhafte Selbsttäuschung, die doch das genaue Gegenteil bewirken soll: sich "angenehmen, sicheren Gefühles" im Leben zu halten? Jeder natürliche Mensch scheut das Leiden, warum also sollte er es hier suchen, wenn seine Wirklichkeit nicht außerhalb des bloß Irdischen liegt, und er nicht pervers ist?

Leiden hat keinen Zweck, man kann es deshalb nicht aussuchen, und der immer in der Gefahr der Verblendung stehende, sich jeder Methodik verweigernde Glaube entzieht sich, sobald er als Zweck mißbraucht werden soll. Leiden, individuelles Kreuz - und erst in dieser Bereitschaft beginnt das Leben jene Offenheit zu haben, in der Gottesnähe möglich wird - hat nur Sinn. Und den kennt man entweder gar nicht, oder nur mangelhaft.

Solange der Glaube aber nur das mittelbare, nicht das wirkliche - sich aber jeder Erwartung und Vorstellung entziehende - Angesicht Gottes kennt, steht er unter dem schweren Gesetz, "weitgehend leeres, erlebnismäßig unwirksames Erfassen des Wortsinnes zu sein." Nur psychogen - selbstevoziert, oder als Gruppendynamik - kann man dann noch "erleben". Nicht aber im Glauben.

Die atheistische Kritik richtet sich also bestenfalls an die verfehlte Praxis mancher, oder gar vieler - nicht gegen den Glauben selbst.




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