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Sonntag, 9. Dezember 2012

Gott mit hashtag (1)


Die Frage nach dem Internet ist für uns als Zeitgenossen nur schwer zu beantworten. Denn jeder Heutige lebt auch in dieser Zeit. Und sich im Internet bewegen heißt immer noch, ihm auch anzugehören. Mitten drin, stehen wir nicht außerhalb, um zu bewerten, welche Vorgänge sich da vollziehen. 

So könnte man zumindest meinen. Aber man übersieht dabei eines: daß der Ort, wo jene Gewißtheit sich bildet, wo jene Begegnung mit der Wahrheit selbst stattfindet, das jeweilige Herz ist. Geschaffen aus Gott, tragen wir tief in uns die Stimme Gottes, und sie bildet den fundamentalen absoluten Kern unseres Gewissens, und den Kern unserer Gewißheiten. Sodaß wir immer nur die Wahrheit aus der Wahrheit selbst heraus erkennen können.

Deshalb geht auch bei aller Weltverstrickung ins Internet diese innere Gewißheit allem weltbezogenen Gerede voraus. Und aus diesen Gewißheiten heraus versucht man, Worte zu bilden, die diesen Gewißheiten nicht einfach entsprechen, sondern sie darstellen. Das ist Reden, das ist wahrhaftiges, wahres Reden.

Noch ist der Verfasser dieser Zeilen nicht an einem Punkt, wo sich die Wirklichkeit des Internet umfassend und einfach darstellen läßt. Vielleicht geht das auch gar nicht, vielleicht wird es erst in fünfzig oder hundert Jahren möglich sein. Nur so viel läßt sich auf jeden Fall sagen: Substantielle Erkenntnis läßt sich durch das Internet nicht nur nicht verbreiten, sondern durch die Ebene, auf der es im menschlichen Wahrnehmen agiert, wird ein Erkennen sogar verhindert. Freundschaften leiden, werden unterminiert, social media haben einen Effekt, der bis hinein in nachfolgende reale Begegnungen wirkt. Jedes Werkzeug verändert ganz real den, der es anwendet, und zwar seiner Werkzeugwirklichkeit nach, einem phänomenologischen Geschehen, nicht dem, was explizit intendiert wird! Und damit sind die Argumente noch lange nicht erschöpft. Wie gesagt: noch in vielem erst Stückwerk. Das vielleicht entscheidende Argument ist dabei noch nicht einmal angerissen: das der Veränderung der Wahrnehmung, der gesamten Wirklichkeitsrezeption, der der heutige Mensch bereits unterliegt, sodaß er wie unter einer Dunstglocke eines Wahns lebt, die kaum noch durchstoßen werden kann. Erst jüngst hat sich auch ein Dr. Manfred Lütz dazu geäußert, der Verfasser dieser Zeilen weiß sich also in guter Gesellschaft.

Sodaß er aus so mancher Erfahrung wie innerer Gewißheit heraus viele Dinge bereits zu sagen wagt, und noch mehr Indizien zu sehen meint, die sämtlich Hinweise liefern, daß es sich bei Internet und social media keineswegs um ein neutrales Instrument handelt, das so einfach zu bedienen sei. Sondern um ein Gesicht der Entwirklichung, ein dynammisches Phänomen im Strom des Niedergangs der Kultur, viel mehr über die heutige Charakteristik erzählend, als zu irgendeinem wirklichen, positiven Zweck nütze, wobei der Verdacht gar besteht, daß sogar die als positiv zu wertenden Nutzanwendungen bloßes Phantom sind, wo sich die Anwendung den (und weiteren) Bedarf selbst schafft. Im übrigen nicht zufällig DIE Verkaufsstrategie der Gegenwart. In einer Zeit der Propagandacharaktere, die ohne "öffentliches Meinungsgeschehen" sogar ihr Selbst verlieren. Weshalb die social media auf gewaltiger Angst aufruhen.

Er behauptet deshalb, daß wir die social media völlig unterschätzen - nämlich seine immanente und damit seine wirkliche Botschaft unterschätzen. Vieles spricht dafür, vieles wurde bereits an dieser Stelle angeführt. Selbst die Verbreitung des Buchdrucks war nicht neutral auf die Geisteshaltung der Menschen, und damit auf das Entscheidende: auf ihre Haltung zu Wahrheit und Erkennen hin. Das Drucken von Bibeln hat den Glauben nicht verbreitet. Es hat nur eine besondere Art zu "glauben" verbreitet - eben bereits eine "Überzeugungsreligion", Zweitwirklichkeit. Der Glaube konnte bestenfalls bei bereits Gläubigen, bei jenen mit entsprechendem Herzen ohne entsprechendes bewußtes Redenkönnen, gefestigt, konkretisiert werden. Aber was die Bibel alleine anrichten kann zeigen eindrucksvoll die Protestanten, wo jeder Ort, jeder Pfarrer seine eigene Auslegung pflegt. Sind alle wahr? Schon diese Fragestellung zeigt die fatale Wirkung des Buchdrucks. Denn Wahrheit ist nicht einfach eine Frage der "logischen Richtigkeit". Wahrheit ist Leben!

Deshalb kann man unter Umständen der Verbreitung der Wahrheit durch eine ihr nicht adäquate Form, durch eine Form die ihr sogar widerspricht, mehr schaden, als nützen.

Als Hilfestellung soll an einem drastischen Beispiel demonstriert werden, was u. a. gemeint ist: Eine Wahrheit der Heiligen Schrift zu verbreiten, indem man sie auf Klopapier druckt und in allen Toiletten Wiens anbringt, ist nicht die Verbreitung des Wortes Gottes, sondern eine Beleidigung für Gott. Eine Auszeichnung von Hand auf einem Schmierzettel verfaßt und zwischen Tür und Angel in die Hände gedrückt, drückt genau das Gegenteil aus: eine Verhöhnung des angeblich, dem Worte nach, Geehrten. (Übrigens eine klassische Situation der Schizoidität, wo nominales Wort und Realität, Wirklichkeit in Widerspruch stehen.) 

Wie anders, wenn eine noch so einfache Lobesbotschaft, eine Zeile, auf Pergament in liebevollen Menuskeln gesetzt, im Rahmen einer würdigen Feier im Festsaal des Schlosses überreicht wird.  Wie anders bereits die Haltung zum Wort Gottes, wenn es in einer Prachausgabe der Bibel vorliegt, mit würdiger Stimme verlesen wird. Selbst die Muslime wissen um diese Zusammenhänge - man bestelle einen Quorane, wie er gratis zu beziehen ist. Man staunt schon beim Empfang: Denn ehe man die Hülle öffnet, stößt man auf einen Text, der darauf hinweist, wie mit dem Buch zu verfahren ist: man solle es nicht unwürdig behandeln, und es auf keinen Fall wegwerfen.





Morgen 2. Teil - Die Stimme Gottes im Netz



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