Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 4. Dezember 2012

Wesen des Wirklichen ist Vorhandensein (1)

Aus "Chronical Catholic" erlaubt sich der Verfasser dieser Zeilen einen Artikel aus der Feder von Kenelm Chillingly nur leicht gekürzt zu übernehmen, und in zwei Teilen zu servieren. Ausnahmsweise "aus aktuellem Anlaß" - dem vorläufigen rätselhaften Verschwinden von kreuz.net vom Netz.


[...] Man wird abwarten  müssen, ob das "Verschwinden" von kreuz.net vom Netz nicht einfach eine Maßnahme war, um die Spuren zu verwischen, rechtlich nicht angreifbar zu sein. Denn immerhin geht es um die Existenz so mancher Personen, wie es aussieht. Um die reale Existenz. Nicht um "Na dann versetzen wir ihn halt dorthin" oder ähnlich, wie mit den schlimmsten (und sehr realen) Missetätern umgegangen wird, mit den ärgsten Leugnern der kirchlichen Wahrheit, die oft genug sogar jeden Raum finden, um ihre Irrlehren zu verbreiten.

Und damit sogar nicht nur die Betreiber, sondern auch zahlreiche Proponenten zu schützen. Darunter so manche, die sich noch vor Jahren eifrig an Diskussionen beteiligt haben, dann aber doch einmal unter die Räder kamen, und nun auf Rache sinnen.

Denn man mag über kreuz.net denken wie man will, und man mag sich vor so manchem angewidert abgewandt haben - aber im Gegensatz zu so vielen anderen Internetportalen, die vorgeben, die Kirche zu vertreten, fand sich auf kreuz.net eine Position, die die Wahrheit nicht einfach behauptete, und damit schon meinte, ihre Pflicht getan zu haben. Sondern die die Wahrheit (in aller Problematik) wirklich vertreten haben. Und genau damit Aufsehen erregt haben.

Wer sich die Postings auf dem österreichischen linksliberalen Blatt Der Standard ansieht, wird überrascht sein. Er wird mit Staunen zur Kenntnis nehmen müsse, wie viele der Leserkommentare das Verschwinden von kreuz.net bedauern, die die Cleverness der Betreiber bewundern, die von viel Sachkenntnis zeugt, und die sinngemäß meinen, daß man zwar den Inhalten niemals beitreten konnte, aber sich dagegen ausspreche, diesen Leuten den Mund zu verbieten. Daraus läßt sich viel ablesen!

Kreuz.net hat Wirksamkeit aufgebaut, echte Wirksamkeit, nicht die von Lippenbekenntnissen. Mit denen andere sich selbst katholisch nennende Seiten in einem grotesken Solipsismus aus Gruppen bestehen und sich an Gruppen wenden, die sich selbst und gegenseitig in Permanenz bestätigen, wie wichtig und vor allem wie rechtgläubig sie seien. Weil sie nie etwas riskieren. Durch ihre eigene, riskante, aneckende, widerliche, aber eben ... eigene Art - als Reagieren auf den Kairos, den sie so und so empfinden, lesen. Deren Verschwinden aber wiederum nur innerhalb dieser Gruppe bemerkt würde.  Jede Wette, außer einer Randnotiz in den Medien wäre nichts, was von diesen zurückbliebe. Und wechselseitigen Beteuerungen der Betreiber selber über die Wichtigkeit, die man hatte.

Denn was auffällt ist, wie sehr dieses Verschwinden allgemeines Aufsehen erregt, wie es kräftig durch den Medienwald rauscht. Und mit welcher Spannung verfolgt wird, ob die Seite nicht doch - und ob unter demselben Namen - wieder auftaucht. Neu abgesichert, mit neuen Sicherheitsmerkmalen. Dann wird sogar ein ehernes Gesetz der Furcht, unter der so viele im Netz agieren - nur ja nicht einmal vom Netz sein! dann ist alles aus! - widerlegt, ja zum neuen Faktor des Interesses: mit scharfen Augen starren nun viele aufs Netz, ob kreuz.net nicht da und dort wieder auftaucht. 

Und das zeigt etwas Bemerkenswertes an: Verankerung in der Wirklichkeit AUSSERHALB des Netzes, der wirklichen Wirklichkeit. Über die Gründe dafür kann man spekulieren. Aber der Umstand kann nicht geleugnet werden: Man sucht kreuz.net vom wirklichen Leben aus, als wirklichen Faktor der realen Selbstbefindlichkeit.

Denn das Internet hat ein Merkmal, und das sagt auch viel zur Causa aus: Es ist ein Aufsuchemedium. Niemand im Internet kann einem seine Meinung aufdrängen, wie es kreuz.net sogar unterstellt wird. Wenn jemand eine Meinung nicht lesen will, wird er von selbst nicht damit konfrontiert. Jeder kreuz.net-Leser, der sich über diese Seite beschwert, muß also diese Seite aufgesucht haben. Und darunter also so viele von jenen, die  nun vorgeben, die Inhalte abzulehnen und für gefährlich zu sehen. Sie seien nicht repräsentativ für die Kirche, heißt es nun. Wer aber hat das behauptet? Sprach das nicht aus sich selbst heraus? Wurde das nicht auf seltsame Weise, und von denjenigen, die dies als nicht gegeben behaupten ... selbst apostrophiert?

Deshalb gehen auch die seltsam bemühten Kommentare - bis hin zum Präfekten der Glaubenskongregation - am Kern vorbei. Derselbe, dem eben dieses Internetportal nachgewiesen hat, daß er das Dogma der Jungfräulichkeit geleugnet hat, welch eigentümliche Koinzidenz. Oder haben es manche einfach so "empfunden"? Aus bestimmtem Grund?

Kreuz.net hat nie behauptet, die Kirche offiziell zu vertreten. Und wenn im Impressum zu lesen war, daß seine Mitarbeiter im kirchlichen Dienst stehen, wäre dieses Kriterium auf jedes Blog eines Pfarrers im Netz anzuwenden. Und nach wie vor sind hochrangige Intiatoren antikirchlicher Bewegungen offiziell im Kirchendienst, ob Laien oder Priester. Und niemanden scheint das zu interessieren. Oder will man sich künftig um jeden Esoteriker kümmern, der sich gar als inkarnierter Jesus ausgibt, und seine Privatkirche als die wahre Kirche ausgibt? Da hätte man wahrlich viel zu tun.

Eine solche direkte Identifikation bei kreuz.net hat aber schon seine Struktur vermieden, als die es deutlich als Einzelinitiative erkennbar war: es blieb eine "offene Plattform" ohne ausgewiesene Redaktion. Diese täuscherische Absicht müßte eher jenen unterstellt werden, die meinen, Kirchlichkeit erschöpfe sich im bloßen Zitieren päpstlicher Dokumente, also sei deren Präsenz auch der Ausweis des Katholischen. Kreuz.net hat nur behauptet, die kirchliche Lehre zu verteidigen. Nicht mehr und nicht weniger zumindest, als es jedem Katholiken zusteht, oder gar abverlangt ist. Daß es dennoch als Repräsentanz des Katholischen angesehen wird läßt ganz eigene Schlüsse zu.

Oder geht es um persönliche Verfehlungen - wie Entwürdigung anderer? Hetzt die Hetzer, sozusagen? Werden Internetzeitungen aber vielleicht überhaupt zukünftig nach dem Sündenstand ihrer Betreiber bewertet? Was ja zur sofortigen Abschaltung des gesamten Netzes führen müßte, und schon gar jeden Katholiken für alle irdischen Zeiten zum Schweigen verurteilen würde.

Oder geht es um "Rechtsverstöße", wo sich die Kirche dienstbeflissenst den Gesetzen unserer Länder anschließt und sie zu den ihren macht. Immerhin hat man mit dieser Taktik vermieden den offenen Konflikt zu verbergen, der zwischen ihrer Auffassung von Sexualität und Homosexualität oder seltsamsten Interpretationen von "Diskriminierung" mit staatlichen Gesetzen herrscht, also eher: herrschen würde, man es lieber einzelnen Eltern überläßt, sich mit den lokalen Autoritäten anzulegen. Außer diese hätten auch diese unangenehme "Art" ... was ja fast immer der Fall ist. Nur Dumme legen sich - alleine auf sich gestellt - mit staatlichen Gesetzen an. Kluge fügen sich. Und lächeln, während sie alle gebotenen Hände auf offiziellen Banketten schütteln. 

Nun, theologisch-philosophisch müßte man wohl eher mit der Lupe suchen, um den Beiträgen auf kreuz.net mangelhafte Orthodoxie unterzuschieben. Und Flöhe lassen sich auf vielen anderen Internet-Seiten genauso finden, die kirchlichen Lehren haben im übrigen so manche Bereiche, in denen seit je um Definition gerungen wird, wo sich unterschiedlichste Ansichten begegnen. Und das kann auch gar nicht anders sein, denn das gehört zu ihrem Wesen, das Ringen um historische Weltgestalt. Während die einen - nehmen wir nur Duns Scotus als Beispiel - schlimme Häresien zu sehen meinen, erblicken die anderen gerade in diesen Formulierungen höchst zeitgemäße, prophetisch-überlegene Auslegungen.

Das reine Aufwerfen von Fragen kann es auch nicht sein. Die Listen der Heiligen sind voll mit solchen, die sich's auch mit Päpsten anlegten, mal exkommuniziert, mal rehabilitiert wurden. Selbst Thomas v. Aquin's heute unbezweifelte Orthodoxie fand sich mal auf so einer Liste der Fragwürdigkeiten, ehe man sie in ihrem Kairos als rechtgläubig erkannte. Und auch über die Angemessenheit von Seligsprechungen von Päpsten kann man durchaus anderer Meinung sein. Daran kann es also nicht liegen. 




Morgen: Teil 2) Oder läßt sich da nicht etwas ganz Anderes erblicken?




***