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Mittwoch, 23. Januar 2013

Araber wollen keine Wüste

Vielleicht also kann man dem "arabischen Frühling", den die bis zur Debilität vertrottelte westliche Medienlandschaft ausrief, doch noch eine gute Seite abgewinnen. Denn am Beispiel Ägypten zeigt sich etwas: Das Land wählte mit überwältigender Mehrheit eine religiöse Rechtsordnung zur Grundlage ihrer Lebensführung. 

Die Internetgesellschaft erwies sich also nun als das, was sie ist. Als inhaltsleeres nützliches Idiotentum. Insofern steckt hinter dem leeren Geplappere von "Basisdemokratie" (und wie immer man es nennt) eine gehörige Portion Wahrheit. Denn die völlige Devastierung der Gesellschaftsordnung, die die Technisierung der individuellen Willkür öffnet, bewirkt das breite Aufbrechen chthonischer Bedürfnisse. Und die sind Form und Gestaltwille.

Wenn auch nur ein Drittel der Ägypter zur Abstimmung ging, so spricht dies sogar für eine noch viel breitere Akzeptanz der Sharia als die 64 % Quote der Gewinner aussagt. Denn die Internetgesellschaft der Moderne, die sich hinter dem Nebelwort "Demokratie" einfand, und dabei eigentlich nur eines will, und das aggressiv: daß jede Lebensführung überhaupt aufhöre, weil alle Dinge Mühe bedeuten, ging sicher geschlossen zur Wahl, zum einen. Zum anderen ist genau deshalb Demokratie heutigen Zuschnitts auch bei uns zunehmend reiner Positivismus, Instrument der rationalistischen Veränderungskräfte des Volkswillens, nicht dessen Ausdruck. Die westliche Demokratie tendiert also aus sich heraus zur Selbstauflösung. 

Wie Brinton Crane es aus der Analyse der Revolutionen richtig für alle Revolutionen vorhersagt: Alle enden an ihrem verschärften Ausgangspunkt. Die überwältigende Mehrheit eines Volkes will nie eine Änderung. Bestenfalls die eine oder andere Korrektur, sonst aber einfach in Ruhe leben, arbeiten, heiraten, Kinder gebären, ihr Haus bauen, einen Baum pflanzen, feiern und trauern, lachen und weinen, und sterben.

Wer sein Leben solide und in Verwurzelung führt hat deshalb ohnehin immer nur sehr begrenzt Verständnis dafür, das Bestehende auch erkämpfen zu sollen. Er versteht nicht, warum er alle fünf Jahre wieder und wieder dasselbe zum Ausdruck bringen muß, das er doch bereits ausgedrückt hat. Sein Wort ändert sich nicht je nach Windrichtung und Sonderangebot. Er will tendentiell einfach Ruhe, weil er weiß, daß die Welt in sich ruht. Insofern können die islamistischen Kräfte in sämtlichen dieser Länder in aller Ruhe warte, bis ihnen die Früchte in den Schoß fallen. Die säkulare, technizistische Gesellschaft des Westens, die sich selbst verblendet hat und nicht mehr weiß, wovon sie in ihrer Logorrhoe überhaupt noch redet, führt sich selbst ad absurdum, räumt sich selbst aus dem Weg. Der Kreis, in dem sie geht, endet dort, von wo er ausging: im Nichts.

Mit einer kleinen, aber feinen Unterscheidung: es sind nur die ehemals christlichen Kulturen der Welt, die in ihrem blinden Wahn ihre Selbstzerstörung so konsequent betreiben. Und dabei elegant ihre christlichen Brüder in Ländern wie Ägypten ans Messer liefern. Denn denen ist ihre Lebensführung nicht gleichgültig. Sie wollen aus der Wüste heraus, nicht in sie hinein, wie der Westen. "Nur Engländer lieben die Wüste," sagt König Fejsal zu T. E. Lawrence. Die Araber hassen sie. Weil sie sie kennen.



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