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Dienstag, 8. Januar 2013

Das ist der Übeltäter

Nun bringt es sogar der Spiegel: Die Lebensmittelpreise werden von spekulativen Agrargeschäften (Warentermingeschäfte) nur ganz marginal beeinflußt. Stattdessen verhelfen Spekulationen auf Preisentwicklungen - das sind solche Geschäfte - sogar zu Planungssicherheit bei den Produzenten, stabilisieren also den Markt. Weil sich immer jemand findet, der gegen einen erwarteten Preis wettet, auf den hin produziert wird.

Ursache für die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln bleibt vielmehr, daß das Angebot an pflanzlichen Lebensmitteln zu gering ist. Die Preise werden von diesen Verknappungen bestimmt. Die zum einen von der Wohlstandssteigerung in den Schwellenländern herrühren, weil vermehrter Fleischkonsum (als Zeichen des Wohlstands) mehr Futterpflanzen braucht, aber auch sehr stark vom staatlich geförderten Anbau von Pflanzen, die für Bio-Treibstoffe verwendet werden.

An dieser Stelle war bereits die Rede, wie sehr Mangelmärkte von den Grenzmengen beeinflußt werden. Bei schon geringer Unterversorgung oder erwarteter Unterversorgung steigen in einer Hebelwirkung der unbefriedigten Nachfrage die gesamten Marktpreise. Weil es keine regionalen Märkte mehr gibt, sondern alles auf den Weltmarkt hin offen ist, beeinflussen damit regionale, an sich begrenzte Unterversorgungssituationen den Preis weltweit. Daraus folgt, daß Länder, die hochgradig von Lebensmittelimporten abhängen und steigende Bevölkerungszahlen aufweisen, wie klein- und vorderasiatische, oder einige afrikanische Staaten, auch hohen Einfluß auf die Preise auf der ganzen Welt haben.

Daraus folgt aber auch, daß es kein Argument ist, mit den relativ niedrigen Prozentzahlen zu argumentieren, die die Bio-Sprit-Produktion benötigt. Denn gerade diese (Grenz-)Mengen sind die Preistreiber für den Gesamtmarkt. Gleichzeitig wird die Hebelwirkung des Futtergetreides bewußt, die die riesigen Mengen haben, die Europa und die USA aus Kosten- und Effizienzgründen (verglichen mit inländischen Futterpflanzen) für die Fleischproduktion importieren.

Ein gutes Beispiel also, das zeigt, wie auch lokales Aussteuern von Krisen, die einen selbst gar nicht beträfen, heute unmöglich ist. Die Situation eines Weltmarktes hat auch hier die Funktionalität kleinerer Organismen (Lokalmärkte)zerstört. Von den desaströsen Folgen für die lokalen Anbaumethoden (Bodenauszehrung und -erosion, Monokulturen, Notwendigkeit für Kunstdünger, Sortenverarmung, Mechanisierung des Anbaus, umgekehrt Aufgabe von Landbau aufgrund mangelnder Rentabilität wie in Afrika häufig, etc.), soll ohnehin hier nicht geredet werden.

Verknappung, so der Spiegel, der eine Reihe von Studien zitiert, treibe die Preise. Nicht Spekulationen auf Preisentwicklungen.




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