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Samstag, 19. Januar 2013

In Drei Personen

Die deutsche Familienministerin Schröder, die unlängst tief in die Mottenkiste des Genderwahns griff und theologische Ratschläge erteilte, was denn Gott sei*, hat eine Debatte ausgelöst. Die wie so oft den eigentlichen Kern des Problems gar nicht anrührt, um nur ja innerhalb der political correctness zu verbleiben. Da bemühen sich dann Kirchenvertreter bestenfalls das auszusagen, was nicht direkt nicht möglich ist, anstatt positiv das zu formulieren, was gewiß ist. Um nur ja die Kanten sofort wieder abzuschleifen, die am Zeitgeist reiben könnten. Wir kennen das ja hinlänglich.

Die Polarität der Geschlechter ist aber nicht verzichtbar, abschleifbar. Sie ist Grundwesen des Menschen. Jesus hat nicht zufällig Gott Vater als Vater bezeichnet, und Gott ist nicht zufällig als Sohn inkarniert. Als Analogie Gottes ist aber seine Dreipersönlichkeit, die Trinität, Grundlage sogar aller Dinge der Schöpfung, von allem was es gibt. Und damit natürlich auch des Menschen. 

So sind die Geschlechter in ihrem Verhältnis zueinander gleichfalls eine Analog zu Gott. Der IM Geist den Sohn zeugt (deshalb die mehrfache Gleichsetzung von "Geist" mit "Frau", "ruach"). Als inkarnierte Wesentlichkeit, die aber den Stoff, die Hyle braucht, und er den Geist braucht, in dem er gezeugt wird. Die Trinität auseinanderzureißen, um ihr ihre Charakteristik zu rauben, den Vater auch zur Mutter zu machen, präzisiert nicht, macht den Zugang nicht leichter, sondern läßt das Wesen des Wirklichen im Nebel abtauchen.

Das Verhältnis der Geschlechter ist ein Insgesamt, das ist richtig, und es ist in diesem Insgesamt Abbild Gottes. Aber es ist es auch getrennt, in seinen Aspekten. Es wäre nicht derselbe Gott, von dem wir sprächen, ihn in seiner "Geschlechtlichkeit" (als Analogie von Wesenszügen) aufzuweichen. Sondern gerade im Gegenteil - ihn klar vor Augen zu halten. Die Diskussison feministischer Umdeutung geht also am Eigentlichen völlig vorbei. Die Geschlechtlichkeit des Menschen drückt diese Wesensaspekte und damit diese "Funktionalität" in einem unauflösbaren Zueinander aus. Es ist völlig und zur Bosheit verkommende, mißverstandene Liebenswürdigkeit, sie aufweichen zu wollen. Repräsentiert die Frau nicht mehr diese Wesenszüge - Liebe, Ruach, Geist, in dem das Gezeugte atmet - fehlt der Schöpfung und allem Seienden ihre Grundlage. Zwar ist natürlich jeder Mensch GANZ Mensch, aber er ist es nur DURCH seine Polarität. Es gibt kein verwischendes Geschlechterbild, das genauso oder gar besser Gott darstellte und wäre. Und ein Teil kann nicht die Wesensaspekte des anderen übernehmen, die vom Personalen nicht trennbar sind.

Aber es gibt doch das Hermaphroditentum, in allen Zwischenformen? Ja, aber es ist nachweisbar, daß jede scheinbare Zwischenstellung realer Menschen nur auf Fehlentwicklungen (dringender Hinweis: mit persönlicher Schuld hat das nichts zu tun!) einer einzigen Geschlechtlichkeit zurückzuführen ist. Jeder Hermaphrodit, jeder Transsexuelle (etwas völlig anderes als Transvestitentum, das auf Homosexualität zurückgeht) weiß selbst am allerbeste, daß er EINEM Geschlecht zugehört. Ja, gerade sie wissen es. Man rede mit (wirklichen) Transsexuellen, hinter deren Wunsch nach Geschlechtsumwandlung genau dieses Wissen steht, einem bestimmten Geschlecht zuzugehören, wozu ihnen die Natur einen furchtbaren Streich gespielt hat. (Denn nicht alles, was in der Natur vorkommt, ist auch natürlich. Und schon dieser Satz führt uns in das Geheimnis der Trinität, als "Bauplan" alles Seienden.**)

So, wie Jesus zwar auch der "ganze" Gott ist, Jesus in sich also wiederum die Dreieinigkeit darstellt, die einer "Selbstähnlichkeit" das Große wie das Kleinste durchdringt, aber in einer bestimmten und personal abgegrenzten, identitären Art (dazu u. a. die erhellenden Darstellungen bei Louis Boyer, "Das Wort ist der Sohn", oder Edith Stein, "Endliches und Ewiges Sein") die nicht "verzichtbare" Differenzierung ist. Sie ist eine Aussage über die Verfaßtheit (und damit das zuinnerste "Verhalten" und Streben, als "Entelechie" bezeichenbar) alles Seienden.

Das macht die Trinität - Pawel Florenski's "Säule und Grundfeste der Wahrheit" zeigen es sprachlich so beeindruckend klar - zu einem völlig unterschätzten, ja alles Denken grundlegenden Glaubensgeheimnis. Denn aus ihm erst wird die Welt überhaupt erfaßbar. Die heutige geistige Verwirrtheit geht zu einem großen Teil ausschließlich auf die Verkennung der Bedeutung der in Glaubenssätzen vermittelten Wahrheit über die Welt an sich aus.





*Was im übrigen zeigt, wie eng und tief verwurzelt Religion und Politik ist, und gar nicht anders sein kann: Auch heute hat jede Politik ihre tiefste Legitimation in der Religion, wie immer die aussieht.

**Wenn das Wort "Bauplan" (etc.) verwendet wird, so muß gleich eingeschränkt werden, um mechanistische Weltkonzepte auszuschließen. Denn dieses Grundschema von allem was ist - von der Idee zur Inkarnation im Geist - nur als personaler Akt der Wirklichung vorstellbar, im einzigen was wirklich IST, an dessen Wirklichkeit nur alles - in der "Ehe" - teilhat das seiend ist, Gott. Insofern stellt sich in der Trinität keine "Technik" der Weltwerdung, keine anonyme Kraft oder Energie dar, sondern die Art, wie dieser personale Akt, der letztlich alles ist, beschrieben werden kann.




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