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Mittwoch, 13. Februar 2013

Erkennbarkeit im Gestalteten

Sofern der gründende Akt (eines Seienden, das seiend ist, weil es Anteil am Sein hat, sonst wäre es nicht) und das Wesen als seine verselbigende Möglichkeit aufeinander bezogen werden, schreibt Gustav Siewerth in "Der Thomismus als Identitätssystem", sind sie irgendwie wirkend gegeneinander. Das, was sie erwirken, aber ist die Einheit beider. Dieser Einheit, das "eigentliche Sein", ist als "Zusammengesetztes später gegenüber seinen Zusammensetzenden" (Thomas v. A.) Die beiden Seinsgründe - Wesen und gründender Akt - sind als Möglichkeit zum ganzen Zusammengesetzten zu denken.

Dieses dritte "Ganze" oder "Zusammengesetzte" ist Sein in ausgezeichneter Weise, als Wirklichkeit. Weil der Akt als solcher in ihm selbst zu sich und damit irgendwie zu seiner früheren Einheit kommt. Denn "die Verschiedenen bedürfen eines Tätigen dazu, daß sie geeint werden" (T. v. A.)

Der Akt schlechthin ist also das Prinzip der Einigung (und damit des Seiendseins, als Grund, warum es überhaupt "etwas" Dingliches gibt) und er ist zugleich jener Akt, der das Sein an sich - Gott - in Mannigfaltigkeit  "auseinanderfallen" läßt.

Darum bestimmt sich die gesetzte Wirklichkeit als Sein nicht von der Form oder der Sobestimmtheit ihres Aktes, sondern "es ist das Sein selbst, woher die Substanz Seiendes (ens) genannt wird". "Die Bedeutung des Seins wird vom Akt des Seins (essendi) genommen, noch von jenem, welchem der Akt des Seins zukommt".

Gestalten braucht also das Erfassen, das Erahnen, das Erfühlen, das Übernehmen, das Nachahmen, das aktive Lebendigmachen dieses einigenden und erst wirklich gestaltenden Aktes der Wirklichung, damit eine Gestalt (in der Kunst) überhaupt wirklich wird. Aber aus diesem Akt alleine geht nicht die Form hervor, er ist unbestimmt. Es ist das was er eint, das in Form und Wesen bestimmt. Der Akt selbst setzt aber die "Individualität" eines Dings (Seienden), als schlechtin "Subsistierendes", als eigentliche Substantialität des Seins, in endlicher Wesenheit, und als zuerst "Vermeintes" (prinzipalis intentio), das "durch sich selbst ist". Als Gleichnis (analogia) und Ausstrom des Absoluten Seins, in seine Realität hinein.

Die Dinge sind nicht sie selbst, weil sie anders sind (als alle anderen Dinge), sondern sie sind anders, weil und insoweit sie sie selbst sind.

Form und Wesen vermitteln, begründen aber nicht diesen Akt, der als Aktualität in die Endlichkeit hinein vorzustellen ist. Das macht genau diese Dinglichkeit der Dinge zum Ort, aus dem heraus das Sein selbst erkennbar wird. Denn das Sein ist nicht akzidentiell, zugefügt, sondern ist durch die Wesenheit einer Sache konstituiert. Die Dinge sind also durch sich selbst bestimmt, nicht durch ihr "Anderssein": Der Akt scheidet sich nicht um der Essenz willen, also nicht, damit er sich unterscheide, sondern damit er selbst seine Einheit sein könne. Und die Dinge (als Realitäten) sind eins, untrennbar, aus Wesen und Form, im Akt des Seiendseins. In dieser Einheit als Selbstheit sind sie Gott, in dem alles Eines ist, ähnlich. Sie wurzeln im Akt, nicht in ihrer Realität.

Wobei nicht aus den Augen geraten darf, daß das Sein der Sachen nicht sie selbst SIND, sondern das, was den Dingen durch ihre Form zukommt. Die Dinge erhalten ihr Sein aus dem Seinsakt selbst, und zwar im Maß ihrer Fassungskraft der aufnehmenden Natur. Das partizipierte Sein wird auf die Fassungskraft des Anteilnehmenden hin (durch die Form) verendlicht, das Wesen (als Weise des Seins) beschränkt den Akt, beschreibt ihn abbildhaft, ja ist der Akt selbst.

Es ist also das Selbstsein der Dinge, das die Analogie zum Sein Gottes, dem ewigen Akt selbst darstellt.





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