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Sonntag, 17. Februar 2013

Notwendige Erneuerung

Es ist unbedingt notwendig, schreibt Niccolo Machiavelli in seinen "Discorsi", daß alle Dinge auf der Welt ihre Lebensgrenze haben. Doch  nur diejenigen vollenden den ganzen, ihnen vom Himmel vorgezeichneten Weg, die ihren Körper nicht in Unordnung bringen, sondern ihn so in Ordnung halten, daß er sich nicht ändert, oder, wenn er sich ändert, nur zu seinem Wohl und nicht zum Schaden.

Da ich hier von Kollektivgemeinschaften spreche, wie es Staaten und Religionsgemeinschaften sind, so behaupte ich, daß ihnen nur diejenigen Veränderungen zum Heil gereichen, die sie zu ihren Anfängen zurückführen. Von allen Staaten und Religionsgemeinschaften sind daher diejenigen am besten geordnet und haben die längste Dauer, die sich dank ihrer Einrichtungen häufig erneuern können oder durch einen äußeren Zufall zu einer solchen Erneuerung kommen. Es ist klarer als der Tag, daß solche Gemeinschaften ohne Erneuerung nicht von Dauer sind.

In ihren Anfängen, schreibt er weiter, müssen ja sie alle etwas Gutes gehabt haben, ob Religionen, Freistaaten udn Königreiche, dem sie ihr ursprüngliches Ansehen und ihre ursprüngliche Durschschlagskraft zu danken haben. Da aber dieses Gute im Lauf der Zeit verdirbt, so muß der betroffene Körper notwendigerweise absterben, wenn nichts eintrit, das das ursprünglich Gute wieder herstellt. Alles was lebt, lebt ja nur insofern, als es seine Ursprungsordnung, sein Gründungsprinzip darstellt und entwickelt hat.

Aber die Menschen sind eben, wie sie sind. "Jeden Tag setzt sich etwas an, das irgendwann einmal der Heilung bedarf," sagen die Ärzte. 

Diese Erneuerung kann von außen kommen. Wie in Rom, wo zur Zeit der Kämpfe gegen die Gallier die Not des Landes erst die Achtung der ursprünglichen Gesetze und religiösen Gebräuche wieder zu neuem Leben erweckte.

Oder sie kommt von innen, sei es durch eine strengere Handhabung der Gesetze, und damit der Erneuerung ihres ursprünglich ordnenden Sinnes, oder (oder am besten gleichzeitig) durch einen wirklich tüchtigen Mann. Dem dann viele nacheifern, der aber alleine schon besser wirkt als das Gesetz.

Als nötigen Rhythmus solcher Erneuerungen sieht Machiavelli zehn Jahre an. In Florenz, erzählt Machiavelli, hat man sogar fünf Jahre gewählt. Wo alle Gesetzesbrecher radikal bestraft wurden, und so im Bewußtsein der Bevölkerung die öffentliche Ordnung wieder wachrief. Dadurch aber war es immer wieder, als würde die Regierung von Neuem in Besitz ergriffen. Sind diese Intervalle größer, reißen allgemein Unmoral und Sittenverderbnis ein. Neuerungen werden dann eingeführt, die den ursprünglichen Sinn der Ordnung aushöhlen, das Bestehende wird geschmäht.

Auch die Kirche hat und hatte immer solche Erneuerungen nötig, und sie hat sie immer wieder zuwegebracht. In großen Heiligengestalten - Machiavelli erwähnt Franz von Assisi und den Hl. Dominikus - wurde ihr ursprünglicher Geist wieder aufgeweckt, mit enormer Wirkung auf den ganzen Organismus .





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