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Donnerstag, 21. Februar 2013

Universalität heißt: Präsenz aller Zeiten

Aus 2009) Wenn gilt, daß die Gesamtheit der Eigenart der Menschen die Universalität nachbildet und darstellt, eines Tages, wenn die Welt zu Ende ist, wenn also Gottes Gedankenreichtum, wie er sich ursprünglich als Schöpfung zur Freude ausdrückte, aus Spiellust, aus Lebensfreude, wieder vollständig ist, so gilt dies auch über die Geschichte.

In der Geschichtsvergessenheit berauben wir uns deshalb einer Fülle, die die Gegenwart so reich machen könnte. Verfallszeiten sind deshalb immer Zeiten eines geschwundenen Geschichtsbewußtseins, einer abhandengekommenen Gestaltenvielfalt, die ins uns nur noch dumpf lebt, sodaß die Geschichte zur Dämonie absinkt.

Denn die leibliche Abstammung und Vererbung hat in uns jene Wurzeln erhalten, die aus diesem ständig sich weiterbauenden Gesamtgut "Menschheit" ihre Gestalten suchen würde. Mangelndes Geschichtsbewußtsein (um nicht die Abwertung, das Richten der Vergangenheit noch extra zu erwähnen) heißt also, daß der Mensch von Antrieben bewegt wird, die ihm zunehmend fremd werden, denen er somit ausgeliefert ist. Was über das "Lernen aus der Geschichte" - weil Gleiches immer Gleiches hervorbringt - weit hinausgeht.

Mehr aber noch gilt: weil das Heute das Ergebnis des Wirkens des Gestern ist, und das Wirkliche im Geistigen wirklicher ist als aller Schein der Gestalten, die wohl Träger des Geistes sind, aber nur als Abstammlinge eben, und wiederum nur abrufbar als das, was sie sind - in ihrer geistigen Kontur, im Geiste somit wirklich im Maß der Freiheit des Erkennenden - so ist im Heutigen alle Vergangenheit enthalten, ebenso wie die Zukunft in weiten Teilen. Nur menschlicher Genius kann zukünftige Tat um Varianten bereichern, weiter ausfalten, weil er frei ist, es für ihn Getriebenheit nur dort gibt, wo er das Bewegende nicht erkennt.

Für den universalen Geist freilich, so es ihn gibt, für den dazu berufenen, den Künstler, dessen Wesen gerade in der unkorrumpierbaren Figur- und Interesselosigkeit auf Universalität angelegt ist, für den freilich steckt alles Morgen längst im Heute, und damit im Gestern. Das er in die Hand nimmt, wie Spielzeug, und dem er genau zuhört ...


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