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Mittwoch, 3. April 2013

Daran hat keiner gedacht

Auf 100 Millionen Megawatt schätzte man bisher die weltweit mögliche Stromproduktion aus Wind. Nun stellt eine Studie amerikanischer Universitäten (Amanda Adams von der University of North Carolina und David Keith von der Harvard University) diese Zahlen gehörig in Frage. Denn was bislang noch niemand berücksichtigt hat, dürfte bei Windparks deutlich leistungsmindernde Realität sein - der Windschatten. 

Denn die Windgeschwindigkeit hinter einem Windrad ist jeweils deutlich verringert. Damit ist die Ausbeute bei Windparks, wo mehrere oder viele Räder auf einen Platz konzentriert sind, auf möglicherweise insgesamt nur einen Bruchteil der kalkulierten Werte reduziert. Besonders bei niedrigen Windgeschwindigkeiten wirkt dieser Effekt besonders stark. 

Diese Annahme wird auch von einer Studie des Max-Planck-Instituts in Jena gestützt, die auf dieselben Ergebnisse kommt. Ging man bisher von einer Ausbeute von 4 MW pro Quadratkilometer aus, dürfte der tatsächliche Wert bei nur 1 MW liegen.

Gegner dieser Argumente meinen zwar, daß dies wohl für große Windparks zutreffen könne, wo die Räder sehr dicht stünden, daß man dies aber dadurch abfangen könne, indem man zum einen große Parks segmentiere, und zum anderen überhaupt kleinere Anlagen baue.

Dem stellen o. a. Autoren entgegen, daß die Zielsetzung - signifikante Senkung des CO2-Ausstoßes durch Ersatz kalorischer Kraftwerke bis Mitte des Jahrtausends - nur dann erreichbar sei, wenn die heutige Menge an Windrädern verzehnfacht würde. Und damit bekomme das Problem der Windparks und -schatten sehr wohl Relevanz. Denn diese Zielsetzungen sind nicht mehr anders zu erreichen als durch größere Windpark-Dimensionen. 

Tatsächlich steigt die Größe der errichteten Windparks weltweit. Derzeit wird z. B. vor Englands Küste einer mit einer Größe von 100 km² gebaut.

Was aber dem Verfasser dieser Zeilen noch bedeutender erscheint, ist die Bestätigung seiner Annahme, daß die Nützung der Windkraft eben zu einer Senkung der Windgeschwindigkeit führen müsse. Das kann aber nicht ohne Auswirkung auf die anschließenden Luftschichten bleiben. Er hat also den Verdacht, daß mit der Windenergie tatsächlich ein menschengemachtes Klimaproblem auf uns zukommt, das uns noch ziemlich überraschen könnte, und vor allem durch pointierte Spiegel-Signifikanz* bemerkbar werden wird. 

Vielleicht sogar in dem grotesken Umstand, daß diese Senkung der Windgeschwindigkeiten eine Erwärmung lokaler Klimaräume nach sich zieht, sodaß diese Windparks exakt den gegenteiligen Effekt auslösen, den zu bekämpfen sie in die Schlacht geworfen wurden. Wundern müßte man sich darüber nicht. Denn es ist sehr menschentypisch, Probleme abstrakter Größen ("Klima") die direkt auf dieser abstrakten Ebene zu beheben versucht werden, in Wirklichkeit auszulösen. Dieses Denken hat nämlich die fatale Eigenschaft, daß sie die Probleme, die zu bekämpfen es auszieht, in der Begriffsdestillation isoliert, das Gesamt fragmentiert, und mit einem male dieses Problem wirklich erst schafft - samt einer schier ohnendlichen Kette weiterer Probleme, in denen das Insgesamt auf dieses Teilgebiet hin einstürzt. Jede rationalistische Politik seit 100 Jahren (und mittlerweile ist nahezu jede politische Richtung, aber auch jede Teilwissenschaft rationalistisch) zeigt genau das.





*Zu diesem Begriff ein andermal mehr. Hier kurz: Die Art, wie wir mit Dinge umgehen, kommt in derselben Art auf uns als Wirkeffekt zurück. Im Falle eines Irrtums ist das am einfachsten zu verdeutlichen: Wir wenden uns einem Vorgang zu, indem wir einen Vorgang setzen, während die wirklichen Prozesse auf ganz anderer, aber unerkannter Ebene laufen, die wir mit unserem Blindflug stören. Das Systemganze aber reagiert. Damit haben wir es mit scheinbar unvorhergesehenen Effekten zu tun, die in Wirklichkeit umgekehrte Spiegelungen unserer prinzipiellen, das Ganze verfehlenden Maßnahmen sind. Simpel in Schlagworten dargestellt: Wir versuchen, die Umwelt zu retten, und zerstören sie dabei; wir versuchen "Armut" zu verhindern, und schaffen sie damit; wir versuchen Solidarität zu retten und schaffen Desolidarisierung; wir retten den Euro und zerstören damit die Währung; wir versuchen das Klima zu retten, und schaffen uns damit erstmals wirkliche Klimaprobleme.






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