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Sonntag, 14. April 2013

Träume werden wahr

Der Gläubige von heute empfängt seine geistigen Impulse aus dem Twitterautomat. Er sitzt vor dem Bildschirm, auf dem die life übertragene Messe aus dem Vatican zu sehen ist - vom Chef persönlich, mit Qualitätsgütesiegel der Wahrheit per Unfehlbarkeit - zelebriert, das ist sein Gottesdienst. Schlimmstenfalls genügt eine Aufzeichnung, der Effekt ist nämlich gar nicht unterscheidbar. *

Die Religion von heute ist eine Virtualrelgion. Da gab es doch diese Prophezeiungen eines Joachim von Fuore, zur Zeit des Hl. Franziscus höchst aktuell. Und heute kaum weniger. Das Zeitalter des Hl. Geistes, das keine konkrete Kirche mehr braucht, ist 1260 angebrochen.  Andere nennen es "Age of aquarius". (Franziscus, Franziscus ... war da nicht unlängst mal was?)

Seine Wirklichkeit wird in separaten Glaubensrunden oder speziellen Gottesdiensten aktuell gehalten, wo man untereinander ist, präsent gewissermaßen, geeint in "einem Geistgefühl"**, seine Früchte im Aufruf zur Verhaltenskontrolle. Seine Wirklichkeit lebt in Foren und frommen Internetmagazinen, wo man die Gedankengebilde abschleift, um sie konform zu halten. Seine Wirklichkeit lebt in Massenevents, an Welttreffen und besonderen Wallfahrtsorten, wo auch das Verhalten der Sakramentalität wie der Beichte seinen Raum hat.

Oder in periodischen Reisen zum Herzen der Macht, nach Rom, wo eine amorphe, geleeartige Masse darauf wartet, daß ihr jene Stromstöße versetzt werden, die noch Bewegung erzeugen und für gewisse Zeit wachrufen, denn zur konstanten eigenen Bewegung - die aus dem Sein erfließt - ist der Einzelne bereits unfähig.

Unter dem direkten Draht zu Gott tut es der Gläubige von heute gar nicht mehr. Da ist der Papst auch gleich mal "einer von uns", was er sagt wird die Ebene der Verschmelzung,  in der wettgeeifert wird, wer in besser verstand, und so dem Heiligen selbst ausweisbar näher ist. "Sage ich nicht dasselbe?" In täglicher Dosis auf emotionale Höhe gehalten, im Hören/Lesen zur herkunftslosen Gegenwart simuliert, als Selbstvergewisserung, heilig zu sein. Selbst das Bußsakrament wird zu dieser Selbstvergewisserung mißbraucht.

Via Bildschirm - ob Fernsehen, PC oder iPod - wird die eigene Gegenwart auf die Ebene mit Erscheinungsorten gehoben, immer präsent, wird jedem die Qualität von Erscheinungsträgern zuteil.*** Und UNTER direktem Draht zum Himmel tut es der Mensch von heute ohnehin nicht mehr. Götter sprechen nur mit ihresgleichen. Deshalb ... heilig muß allemal sein, den er sich wählt, apriori bestimmt und zuerkannt.

Er will gar nicht fragen, ob Stimmung und Gefühl tatsächlich dasselbe sind wie Geist. Er braucht die fleischliche Kirche vor Ort nicht mehr - sie ist abgelöst von einer "weltumspannenden", "einen" Kirche, wo es nur die Ebene Einzelner : Papst gibt. Er braucht nicht mehr den Kult, er gebraucht lediglich die Liturgie als Kollektivereignis.

Nein, er überwindet gar nicht erst den Tod in Christus, er umgeht gleich das dreckige, stinkende Leben auf dieser Welt "in Christus", hüllt es wohlbehütet ein, und trägt es so dem Richter entgegen.

Der Gläubige der Zukunft braucht keinen Frieden mehr. Denn er führt keinen Krieg mehr. Er braucht keine Vergebung. Er hat keine Welt der Dinge mehr. Er braucht keine Erlösung mehr. Er ist bereits heilig. Er braucht keine Hoffnung mehr. Er lebt bereits im Paradies.





*Die Kommunion wird per Post verschickt, oder von Laienausträgern per Voranmeldung verteilt, im Wohnzimmer, kurz vor den Abendnachrichten. Auch das gibt es längst.

**Geistige Akte, zeigt Melchior Pálagyi in eine eindrucksvollen Untersuchung zur Wahrnehmung, haben keine vitale Empfindungsqualität, sondern hängen lediglich mit dem vitalen Strom zusammen. Sie sind zeitlos, und haben keine meß- und erlebbare Erstreckung. Darüber in den nächsten Wochen mehr an dieser Stelle.

***Oh ja, das ist exakt die Botschaft des durchschnittlich vorzufindenden Gottesdienstes der Kirche. Wo "jeder mitgestaltet" - als Träger der Wahrheit, zur Speise den anderen gereicht.






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