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Freitag, 31. Mai 2013

Geist nur nicht-virtuell

Es gibt kein Seiendes (ein "Ding", als Objekt der Wahrnehmung, und nur dann ist es ein Ding) das nicht ein "was" wäre. Jedes Existierende ist zugleich sein Wie. Das ist nicht trennbar, so wie ein Spiegel nicht von seinem Gespiegelten trennbar ist, ja nur als Spiegelndes (eines Etwas) als Spiegel überhaupt erkennbar wird. Ein Spiegel, der nichts spiegelt, ist kein Spiegel. Ein Spiegel spiegelt immer, und immer ein etwas.

Jedes "Was" ist für das Erkennen ein "wirken wie", es ist also seine Wirklichkeit*. Nehmen wir eine Landschaft. Sie wirkt lieblich. Werden nun die Wälder niedergelegt, die Häuser abgerissen, eine Autobahn drübergepflastert, so ist es zwar noch "eine Landschaft", aber ihre Wirklichkeit ist ins Nichts gesunken, sie spiegelt nun eine andere Wirklichkeit: Kalt, öde, unwirtlich, was auch immer. Sie wirkt nun anders.

Dieses "wirken wie" ist nun nicht das Ergebnis eines Wahrnehmungsprozesses, sondern es ist das, was einen Wahrnehmungsprozeß überhaupt erst zu einem macht. Denn ohne ein "Etwas" - einem "wirken wie" zubezogen - würde dieses Etwas gar nicht ALS dieses Etwas erkennbar sein. Vereinfacht: Der Erkennende muß zuvor wissen, was dieses "Etwas" ist, er muß es haben sozusagen, um es dann der sinnlichen Aufnahme zuzuordnen: Dieses Etwas ist dort und dort vorhanden, es ist DA.

Darin  kann man sich in näheren Bestimmungen täuschen (dieses Gebilde dort "wirkt wie" ein Mensch- und es ist beim Näherkommen eine Vogelscheuche) - aber das ändert nichts am Umstand, daß zwar das Konkrete der Zeit (und Vergänglichkeit wie Zukünftigkeit) unterworfen ist, aber dieses "Etwas" an sich nicht. Dieses "Wirken wie" (ein Mensch, in dem Fall) ist zeitenthoben.

Aber es ist darin alleine noch nicht als ewig bestimmbar. Denn es ist zugleich nur "da", wenn es an ein Ding gebunden, wenn es "präsentisch" ist. Es hat als Alternative nur das Nichts. Aber es ist das Sein des Seienden, das im Seienden (das es ohne Sein nicht gibt) aufleuchtet - sich spiegelt. Das Sein-Denken ist also nicht identisch mit dem Denken des Gedankens des Seins. Es enthält das Sein selbst, das in ihm aufleuchtet, das aber nur in der Form des Gedankens am Sein teilhat.

Wenn wir eine Landschaft s. o. nun "nicht mehr so finden", so heißt das, daß der entsprechende Gedanke (als aktuelles Sein des Seienden) nicht mehr in uns ist. Es besteht keine Einheit mehr zwischen uns und dem einen Gefühl-von. Das Denken wird ein "Denken-über" (oder von). Wir erinnern uns vielleicht noch daran, aber seine Aktualität, sein actu ist weg. 

Wir können aber nur das Denken des Denkens denken, wenn das Gefühl aktuell in uns ist, denn in diesem Gefühl (man reinige den Begriff völlig von allem, was mit "Emotion" etc. etc. zu tun hat, deute ihn eher in Richtung "Intuition", zu der wir ja auch sagen: "Ich habe das Gefühl daß ...", beachte dabei aber den Bezug des Begriffs zum Tasten) ist dieses Sein selbst actu.** Und zwar "übergreifend", sowohl im Ding als auch im Rezipienten, weil es zum einen voraussetzt, was es zum anderen wahrnehmen läßt - es wird zum "im"-Geist-sein, aus dem es das Sein-Denken selbst IST.*** Leer dieses (nur aktuell möglichen) Gefühls erreichen wir den Gedanken selbst nicht mehr, er bleibt bloßer (als vom Gedanken getrennter Gedanke nachwehender) Spachabdruck, auf einer völlig anderen Zugangsebene.

Was Josef König in "Sein und Denken" so großartig analysiert (und nur sehr fragmentarisch darstellbar, will man es "vereinfachen", wie hier als Umlegen auf eher praktisch-begreifbarere Termini versucht, womit natürlich Vieles angreifbarer wird) bedeutet in ganz konkreter Folgerung nichts anderes, als daß das Sein in unserem Geist nicht über Virtualität eine "Denkens über" oder "Denken von" (etc.), über gedankliche Vorstellung, Selbsthervorrufung zu einem Geist des Seins gemacht werden kann.**** Es braucht die wirkliche (s. o.) Aktualität eines So-Seienden. Und das ist etwas völlig anderes als das Vorfinden von Gedanken über das Sein (etc.)***** 






*Das bedeutet (hinweisend) nichts anderes, als daß es kein Erkennen von Wirklichkeit gibt, das nicht Wesenserkenntnis - und DARIN (als sie selbst) Teilhabe am zu Erkennenden - ist. Und das ist in seiner Wirklichkeit etwas anderes als das bloße "Denken über" (etc.)

**Es gehört zu den schlimmsten und (aus nachvollziehbaren Gründen inmitten einer zerfallenden Welt der Dinglosigkeiten gerade!) heute geläufigsten Versuchungen - und hier wird nachvollziehbar (hoffentlich auch dem Leser) in welchen Zusammenhängen - dieses Gefühl des Aktuellen dieses Gefühls quasi hervorzurufen, uns selbst (und andere) damit über die Präsenz des Seins in uns (als unser Denken) zu täuschen. Denn diese Gefühle sind NICHT MACHBAR. Sie sind an die Aktualität und damit an Wahrhaftigkeit und Wahrheit des dinghaften Geschehens gebunden. Zumal diese Gefühle nicht "für sich" existieren, als Seiendes in der Welt und im Menschen vorhanden sind, also nicht sozusagen aus der konkreten wirklichen Welt herausgegriffen, für sich gestellt werden können. Es ist ein Selbstrettungsakt, der auf Gott gerichtet ist, indem er diesen "in seine Gewalt" bringen, präsent machen will.

***In diesem Sinn spricht man auch völlig richtig davon, daß jemand, der eine Überzeugung ändert, SICH ändert, sogar EIN ANDERER wird.

****König liefert an dieser Stelle also weiteren Unterbau zu dem, was hier immer wieder versucht wurde über das Wesen des Mediums "Internet"/social media zu beleuchten.

*****Damit sind wie erneut, und von einer anderen Seite, am Wesen des Sakraments - und allen Sinnrichtungen des Kultes im übrigen, die aber an genau dieser Wirklichkeit scheitern, der sie sich zu nähern versuchen, ohne sie je erreichen zu KÖNNEN - angelangt. In dem das Heil in Jesus Christus wirklich gegenwärtig und damit erst wirklich wirkend ist. Es kann auch deshalb nie "Methode" sein, denn die Methode simuliert Wirklichkeit, greift einen Ausschnitt aus ihr heraus, stellt ihn für sich, um eines bestimmten Wirkungseffekts willen.

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